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300 Jahre Immanuel Kant – der Bau beginnt

Von Joachim Mähnert

Anlass und Projektidee

Immanuel Kant (1724-1804), der wichtigste deutsche Aufklärer und berühmteste Ostpreuße, ist eine Zentralfigur der europäischen Moderne. In Vorbereitung des Jubiläumsjahres zum 300. Geburtstag von Immanuel Kant in 2024 – #Kant2024 – entsteht das erste Kant-Museum Deutschlands – als ein Anbau und eigene Abteilung des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg. Der Bund unterstützt den Neubau und die Ausstellung mit 5,6 Millionen Euro aus dem Etat für Kultur und Medien. Weitere Mittel in Höhe von 2,4 Millionen Euro stellt das Land Niedersachsen bereit. Ein viergeschossiger Bau mit Depot, zwei Geschossen Dauerausstellung (zusammen etwa 400 qm) und einem „Kant-Forum“ für Diskussionen, Tagungen, Gruppenbegegnungen und vielem mehr würdigt dann den vielleicht wichtigsten Denker aus Deutschland. Die Hansestadt Lüneburg wird damit zur „Kant-Stadt“!

Stimmen aus der Politik

Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärte zum offiziellen Spatenstich am 8. Dezember 2022: „Mit dem Museumsneubau entsteht erstmals ein Ort, der die beeindruckende Ideenwelt Immanuel Kants als Ganzes vermittelt. Seine Überlegungen zur Gestaltung einer globalen Friedensordnung haben nichts an Aktualität verloren, ganz im Gegenteil. Auch die Grundprinzipien der Aufklärung müssen gerade in unseren Zeiten erinnert und verteidigt werden. Umso wichtiger ist es, dass das bedeutende Werk Kants in unserer Museumslandschaft eine angemessene Präsentation und Würdigung erfährt – insbesondere auch mit Blick auf das Kant-Jubiläum 2024. Idealer Partner hierfür ist das Ostpreußische Landesmuseum, das diese Lücke von heute an schließen wird. Der Bund wird dabei verlässlich zur Seite stehen und unterstützt den Neubau nach Kräften.“

Ähnlich auch Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs, der den Spatenstich mit seiner Anwesenheit beehrte: „Das gemeinsame Engagement von Bund und Land ermöglicht dem Ostpreußischen Landesmuseum einen großen Entwicklungsschritt. Mit dem neuen Kant-Bau gibt das Museum dem wichtigsten Denker der europäischen Aufklärung zu dessen 300. Geburtstag in Niedersachsen ein Zuhause. Die neue Dauerausstellung wird einen modernen Zugang zur Philosophie von Immanuel Kant ermöglichen und zeigen, dass seine Ideen aktueller denn je sind. Warb er doch schon zu einer Zeit für eine friedliche Koexistenz der Staaten, als der europäische Zusammenhalt noch ferne Utopie war, und entwickelte visionäre Konzepte wie Völkerbund, Völkerrecht und Menschenrechte. Das Bau- und Ausstellungsprojekt stärkt die Bildungsarbeit des Museums und dessen Rolle als Kulturbotschafter.“

Was haben wir vor?

Zeitlebens hat Immanuel Kant, der „Weltendenker“ aus Königsberg, Ostpreußen nie verlassen. Auch aus diesem Grund gibt es in Deutschland bis heute keine museale Präsentation dieser herausragenden, international gewürdigten Persönlichkeit. 2016 hatte das Ostpreußische Landesmuseum eine bedeutende Sammlung aus Duisburg übernommen.

Kant gilt als der wichtigste Denker nicht nur der Aufklärung, sondern der Moderne insgesamt. Seine im berühmten Kategorischen Imperativ kondensierten, auf Rationalität fußenden ethischen Grundsätze bilden in einer immer säkularer werdenden Welt wesentliche Entscheidungshilfen zur Bewältigung aktueller Probleme wie zur Impffrage oder dem Klimawandel. Auch unser Verständnis von Demokratie, etwa die im Grundgesetz fixierten Menschen- und Freiheitsrechte, beruht wesentlich auf den Ideen Kants. Sein berühmtestes Werk ist aber die „Kritik der reinen Vernunft“, dessen Erkenntnistheorie unsere Sicht auf die Welt revolutionierte und bis heute prägt.

Die Ausstellung erschließt den Philosophen Kant einem breiteren Publikum. Kant wird zunächst in einer klassisch kulturhistorischen Ausstellungsform als Person mit seiner Biographie erlebbar gemacht werden.

Kant und seine Tischgenossen, Stich nach dem Gemälde von Emil Dörstling (1859-1940). Dargestellt in der fiktiven Szene sind einige von Kants engsten Freunde: (v.l.n.r.) Diener Martin Lampe, Johann Konrad Jacoby, Immanuel Kant, Robert Motherby, Christian Jacob Kraus, Johann Georg Hamann, Theodor Gottlieb von Hippel d. Ä., Johann Georg Scheffner, Ludwig Ernst von Borowski, Karl Gottfried Hagen.

Im Fokus der Ausstellung steht aber vor allem das Denken Kants und seine Bedeutung für unsere heutige Welt. Hier werden weniger Originale, sondern Inszenierungen und interaktive oder mediale Stationen einen direkten Zugang zu seiner Philosophie schaffen und ganz nach dem Kantischen Motto zum „Selberdenken“ animieren. Das Ostpreußische Landesmuseum wird so zum zentralen Erinnerungsort für Immanuel Kant in Deutschland. Daneben laufen Veranstaltungsangebote und andere Projekte, etwa eine Filmreihe „Kant in 5 Minuten“ in Kooperation mit dem „Digitalen Kant.Zentrum NRW„.

Königsberg

Seine Heimatstadt Königsberg, die er nie für länger verlassen hat, wird als anregendes, prägendes Umfeld ebenfalls gewürdigt werden. Hierzu entsteht eine aufwendige virtuelle Welt. In 360º Grad und in 3D kann das alte Königsberg des 18. Jahrhunderts mit seinen vielen tausend Häusern wieder erlebt werden; aber nicht nur das – wir werden die Möglichkeiten der virtuellen Welt nutzen, der Realität ein Schnippchen zu schlagen und Kants Ideen auf ganz ungewöhnliche Weise unseren Gästen näherzubringen. Das Großprojekt, gefördert u.a. von der Sitftung Niedersachsen und der Dr. Harald Hack Stiftung, ist eine Kooperation mit der Bonner Bundeskunsthalle. Lassen Sie sich überraschen!

3D Rekonstruktion des Doms von Königsberg

Als Generalplaner für den Erweiterungsbau wurde das Büro „Sunder-Plassmann Architekten PartGmbB“ nach europaweiter Ausschreibung berufen. Die Ausstellungsgestaltung erfolgt durch das Büro „Sunder-Plassmann-Werner-Szenografie“.

Grobe Raumaufteilung des neuen Kantbaus. Im UG wird ein Archivdepot eingerichtet.

Baubeginn

Die Baumaßnahmen haben im Februar 2023 begonnen. Zunächst wurden Verbauarbeiten durchgeführt und dabei erschütterungsarm über ein Spezialgerät die schweren Stahlträger in den Boden gebracht. Danach wurde mit dem Ausheben der Baugrube begonnen, in Begleitung und unter Aufsicht von Archäologen.