Am Mittwoch, dem 28. November, empfing das Ostpreußische Landesmuseum einen der bekanntesten deutschen Journalisten – Klaus Bednarz – in der Handwerkskammer Lüneburg.
Bednarz war lange Zeit ARD-Korrespondent in Warschau und Moskau, Leiter des Politmagazins „Monitor“ und Chefreporter des WDR. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Fernsehdokumentationen über Russland, Polen und Ostpreußen.
Thema des Abends in Lüneburg war jedoch nicht er selbst, sondern Lew Kopelew, der berühmte russische Germanist, Philosoph und Schriftsteller, der 2012 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte. Als Klaus Bednarz 1977 ARD-Korrespondent in Moskau wurde, machte ihn Fritz Pleitgen, sein Vorgänger auf diesem Posten, mit Lew Kopelew bekannt. Daraus erwuchs eine enge Freundschaft, die auch nach Kopelews Ausbürgerung aus der Sowjetunion 1981 weiter gepflegt wurde. Klaus Bednarz erzählte von seinen Begegnungen mit Lew Kopelew und gab einen intensiven, lebendigen Einblick in das Leben dieses berühmten Mannes und großen Menschenfreundes.
Dabei wurde den Zuhörern anhand von zahlreichen großen und kleinen Begebenheiten das Bild eines Menschen gezeichnet, für den Mitmenschlichkeit immer an erster Stelle stand. Kopelew hatte einen großen, weit vernetzten Freundeskreis, der in Deutschland bis zu Heinrich Böll oder Marion Gräfin Dönhoff reichte. So war es auch keine Seltenheit, dass er seine Kontakte nutzte, um Menschen zu helfen, indem er beispielsweise über ARD- Korrespondenten Medikamente aus Deutschland nach Moskau holte, um diese dann über weitere Mittler zu Gefangenen in Gulags in Sibirien zu bringen.
„Worte werden Brücken“, Kopelew lebte diese Worte, seine Worte. Kopelew liebte die deutsche Sprache, Literatur und Kultur, er kämpfte für die Abschaffung von Streubomben, setzte sich für die Völkerverständigung und für die Aussöhnung zwischen Russen und Deutschen ein, verpasste nie die Tagesschau und meinte, dass Bednarz einen Fernseher reparieren könne, weil er beim Fernsehen arbeite. All das und wohl vieles mehr war Lew Kopelew. Am Ende der Veranstaltung hatten die Zuhörer nicht nur zahlreiche neue Einzelheiten aus dem Leben Kopelews erfahren, sie konnten auch den Menschen ein wenig kennenlernen.
Wer mehr über Lew Kopolew erfahren möchte, dem empfiehlt Klaus Bednarz Kopolews autobiographisches Buch „Aufbewahren für alle Zeit“, in dem er seine Erlebnisse aufgeschrieben hat. Leider ist Kopelew in Russland weitaus weniger bekannt als in Deutschland. Aber auch hierzulande lässt der Bekanntheitsgrad nach.
Klaus Bednarz war bereits vor 10 Jahren Gast des Ostpreußischen Landesmuseums und wieder hat es ihm gut gefallen. In seiner augenzwinkernden Art bemerkte er, dass kein Besucher den Saal verlassen hätte, „ein gutes Zeichen“. Eine wirklich gelungene Veranstaltung. Und nicht zuletzt lobte Bednarz auch die Arbeit des OL insgesamt als Brückenpfeiler für Kulturaustausch und Völkerverständigung.
Da sagt das OL doch: Vielen Dank!