Von Dr. Jörn Barfod
Lilly Barbara vom Hagen, als Kind in der Familie Bärbelchen genannt, wurde am 11. Juli 1939 in Schwelm in Westfalen, in der Nähe von Wuppertal, geboren. Als sie acht Wochen alt war, hatte das nationalsozialistische Deutschland bereits den Zweiten Weltkrieg vom Zaun gebrochen.
Ihr Vater, ein Kaufmann, stammte aus Schwelm, ihre Mutter, Helena vom Hagen, geborene Beyer, jedoch war in Königsberg (heute: Kaliningrad) aufgewachsen, wo Hans vom Hagen und sie 1937 auch geheiratet hatten.
1942 nahm die Bombardierung des Ruhrgebietes stärker zu. Da Schwelm nahe der Industriestadt Wuppertal liegt, gellten auch hier die Alarmsirenen in vielen Nächten und die Gefahr der Zerstörung aus der Luft wuchs. Die kleine Bärbel und ihr noch um gut ein Jahr jüngerer Bruder Hans-Joachim fuhren mit der Mutter zu den Großeltern nach Ostpreußen, wo es bislang keine Bombennächte gab. Sie blieben Monate lang in Königsberg. 1943 verstärkte sich der Bombenkrieg und die Kinder fuhren erneut mit der Mutter nach Königsberg.
In Erinnerung blieben dem drei- bis vierjährigen Mädchen vor allem die Sommer im Badeort Rauschen (heute: Swetlogorsk) an der Ostsee, wohin man von Königsberg aus fuhr. In den Sommer fiel auch der Geburtstag des Mädchens, den es zweimal bei Opa und Oma, dem Konditormeister Willy Beyer und seiner Frau Margaretha, erlebte.
Zu ihrem Geburtstag 1943, als sie vier Jahre alt wurde, schenkten ihr die Großeltern zwei bemalte Sperrholzfiguren von musizierenden Zwergen. Sie waren als Wandschmuck für das Kinderzimmer gedacht. Zu jener Zeit erlebte nahe Schwelm die Stadt Wuppertal ihre schwersten Bombardierungen.
„Unserem lieben Bärbelchen zum Geburtstage von Oma und Opa. Königsberg, den 11. Juli 1943.“ steht in Tinte geschrieben auf den Rückseiten der beiden Figuren. Als Erinnerungen an friedliche Kindertage in Königsberg, während im Westen Deutschlands die Bomben fielen, hat das Bärbelchen die Figuren bis zu ihrem Lebensende aufbewahrt.
