Von Jan Rüttinger
Das Hugo Scheu Museum (Hugo Šojaus Museum) im litauischen Heydekrug (Šilutė) zeigte in Kooperation mit der Franz-Domscheit-Galerie (Pranas-Domsaitis-Galerie) in Memel (Klaipėda) bis vor Kurzem eine Ausstellung über den Maler und Grafiker Horst Skodlerak (1920-2001).
Skodlerak, in Jugnaten (Juknaiciai) geboren, aufgewachsen in Heydekrug, wurde von der freien Küstenlandschaft an der Kurischen Nehrung geprägt. Die sparsam gestalteten weiten Landschaften des Memellandes beschäftigten ihn zeitlebens. Noch vor dem Krieg an der Königsberger Kunstakademie hatte er beim Landschaftsmaler Alfred Partikel (1888-1945) studiert; bis 1940 unterrichtete er im Kreis Heydekrug. Zu Gast war er auch häufig in der nahen Künstlerkolonie in Nidden. Nach dem Krieg ließ er sich in Schleswig-Holstein nieder, wo er sich künstlerisch weiterentwickelte und zu seinem unverwechselbaren Stil fand, der der Neuen Sachlichkeit verpflichtet war. Die Zeichnung war stets die Grundlage seiner Werke, die erst in einem zweiten Schritt mit der Farbe verbunden wurde. Es entstanden so Werke, zumeist Landschaften, spärlich mit Personen, Bäumen oder Häusern bestückt, die teilweise Schilder mit Inschriften zeigen. Seine memelländische Herkunft beschäftigte ihn zeitlebens, Landschaften, die mit litauischen Inschriften versehen wurden, bezeugen dies.
Für die Ausstellung in Litauen stellte das OL etliche Werke aus seiner großen Kunstsammlung zur Verfügung. Um diese Werke abzuholen, war eine über 24-stündige Fahrt notwendig, die von Lüneburg über Kiel und einer Fährüberfahrt nach Klaipėda schließlich nach Šilutė führte. Die Museumsmitarbeiter wurden vor Ort herzlich empfangen, eine Führung durch das Museum, das sich vor allem mit dem städtischen Mäzen Hugo Scheu (1845-1937) auseinandersetzt, führte beiderseits zu neuen Erkenntnissen.
Auf dem Rückweg wurde noch bei einem Halt in der Franz-Domscheit-Galerie bereits eine weitere Kooperation besprochen. Eine Ausstellung über den deutsch-litauischen Maler Franz Domscheit (1880-1965) im Ostpreußischen Landesmuseum wird dann ab dem 15. April 2023 etliche Leihgaben der Domscheitgalerie in Lüneburg präsentieren. Der gegenseitige Austausch von Kunstwerken ist eine wesentliche Aufgabe des Museums im länderübergreifenden Kulturdialog, ein Ausdruck gegenseitigen Vertrauens und guter Freundschaft sowie nicht zuletzt ein kleiner Baustein für ein friedliches und einvernehmliches Europa.
Nachdem sich das Museumsteam mit Zeppeline, dem litauischen Nationalgericht (mit Hackfleisch gefüllte Klöße) gestärkt hatte wurde die Rückfahrt mit der Fähre angetreten, die nach einer bewegten Fahrt wieder nach Kiel und letztendlich nach Lüneburg führte.