Ein Bericht von Silke Straatman
Seit vielen Jahren wurde darum gerungen, nun endlich wurden die langen Mühen belohnt: Im Sommer 2014 beginnen erste bauliche Maßnahmen zur Erweiterung des Ostpreußischen Landesmuseums. Neben dem Ostpreußischen Kernbereich soll das Museum künftig auch um eine Deutschbaltische Abteilung erweitert und vor allem rundum modernisiert werden. Hierzu erhält es einen Neubau auf der westlich angrenzenden Freifläche mit einem neuen Eingangsfoyer im Erdgeschoss und einem großen modernen Sonderausstellungsraum im ersten Stock. Der neue Zugang des Museums liegt nun in der beliebten und belebten „Heiligengeiststraße“ inmitten der historischen Altstadt wenige Meter vom wichtigsten Platz Lüneburgs „Am Sande“. Für die Umsetzung wurde im Vorfeld das renommierte schleswig-holsteinische Architektenbüro Gregor Sunder-Plassmann aus Kappeln an der Schlei ausgewählt.
Bauen in einer historischen Altstadt ist immer eine Herausforderung. So auch hier. Aber am 10. November 2014 wird endlich die sehnsüchtig erwartete Grundsteinlegung gefeiert. Wohlwollend ist die Rede von Ministerialrat Dr. Thomas Lindner als Vertreter der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der dem Bau gutes Gelingen wünscht und sich bei allen Mitförderern, dem Land Niedersachsen, der Stiftung Niedersachsen und der Klosterkammer, der Europäischen Union und nicht zuletzt den Ostpreußen und Deutschbalten für ihr finanzielles und ideelles Engagement bedankt. Er hebt lobend hervor, dass sich so viele Einzelne beruflich und im Ehrenamt über so lange Zeit für dieses Bauvorhaben eingesetzt haben. Stellvertretend für alle dankt er dem Museumsteam unter Leitung von Dr. Joachim Mähnert und würdigt zugleich an dieser Stelle den 2011 viel zu früh verstorbenen für dieses Vorhaben außerordentlich engagierten deutschbaltischen Architekten Richard Westrén-Doll.
Mit weiteren Erdaushebungen auf der Baustelle sind die Archäologen schnell zur Stelle und werden natürlich fündig. In Lüneburg, einer Stadt mit mittelalterlichen Wurzeln, gehört Historie dazu: Zwei Kloaken werden entdeckt und einzigartige kleine Objekte wie ein Pilgerzeichen aus der Hansezeit ausgegraben. Wir freuen uns mit den Archäologen, aber der Weiterbau verzögert sich um einige Wochen. Ein Wermutstropfen, denn das kostet viel Geld und Geduld.
Am 16. Februar 2015 schließt das „alte“ Museum mit einer feierlichen gut besuchten Finissage. Alle wollen noch einmal gucken und Abschied nehmen von der alten Dauerausstellung und liebgewonnenen Exponaten. Unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen sich richtig ins Zeug und stellen ein attraktives Programm auf die Beine.
Am 7. April 2015 kann die Verwaltung des Museums in das neu restaurierte 500 Jahre alte ehemalige Brauhaus, das so genannte „Scharffsche Haus“ in der Heiligengeiststraße 38, einziehen. Hier wird auch künftig der neue Museumseingang sein. Alles ist noch provisorisch und riecht nach Farbe. Die Räume sind neu und modern, nur die Möbel sind die alten. Dafür reicht das Geld dann doch nicht. Dem Leben aus den Kisten wird mit Eifer bald ein Ende gesetzt. Und obwohl der neue Verwaltungseingang sich nur um eine Straße vorverlagert hat, fühlen sich die Mitarbeiter auf einmal voll im Leben, mitten in der Altstadt. Toll, ein echter Gewinn. Und im Altbau werden die ehemaligen Büros in schöne Räume für Gruppen und Schulklassen sowie für die Dauerausstellung umgebaut.
Und weiter geht’s mit Planungssitzungen und Besprechungsrunden. Die Museumswissenschaftler, Architekten des Büros Gregor Sunder-Plassmann sowie die Ausstellungsgestalter Homann, Güner, Blum (hgb) beraten über Aussehen und gestalterische Umsetzung des historischen Innenhofes und des Eingang-Foyers. Wie können Besucherinnen und Besucher neugierig gemacht werden auf ein neu gestaltetes Ostpreußisches Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung?
Am 27. Juli 2015 wird das „Café Bernstein“ im Erdgeschoss des „Scharffschen Haus“ mit mehr als 300 geladenen Gästen eröffnet. Der Pächter des neuen Museumscafés, Kevin James Meier, ist zufrieden und freut sich: „Mit soviel Andrang habe ich nicht gerechnet.“ Das Café zeigt sein besonderes Ambiente mit einem Lesesaal, der zum Verweilen bei einer Tasse Kaffee und leckerem Kuchen einlädt. Auch kleine ostpreußische Gerichte, wie beispielsweise „Königsberger Klopse“, stehen auf der vielseitigen Karte.
Demnächst in diesem Blog: Neues von der Bausstelle …