Von Dr. Jörn Barfod
Spendensammeln für einen guten Zweck – eine uralte Sache. Schon in der Bibel, im Alten Testament, finden wir so etwas beschrieben.
Bis heute ist es auch für Kultureinrichtungen eine Notwendigkeit, durch Spenden ihre Arbeit unterstützen zu lassen.
Wie so eine Spendensammlung vor gut 125 Jahren vor sich gehen konnte, zeigt uns ein Gemälde aus Königsberg von 1895:
Der Maler und Professor an der Königlichen Kunstakademie zu Königsberg, Georg David Salomon Knorr (1844-1916) schuf dieses Genregemälde. Genremalerei, die Szenen des Alltags zeigt, war im 19. Jahrhundert sehr beliebt und eine eigene Richtung der Malerei.
In der Diele einer bürgerlichen Wohnung, mit Spiegel über einem Konsoltisch, sowie hinten einem Dielenschrank ausgestattet, steht ein älterer Herr im Morgenrock, der in einer Kladde liest. Rechts von ihm steht ein Mann in dunkler Straßenkleidung, der in seiner Rechten eine Geldsammelbüchse hält, in seiner Linken einen Stift. Hinter ihm sieht man die geschlossene Wohnungstür, durch die er gerade hereingetreten sein muss.
Der Hausherr, der noch nicht ausgehfähig angekleidet ist, gleichwohl in dem Hausrock und den mit aufwändiger Stickerei versehenen Hauspantoffeln gutbürgerlich wohlhabend aussieht, studiert in der Kladde die Liste der Spender und die Höhe ihrer Gaben, während der Bedienstete mit der Sammelbüchse wartet, welchen Betrag er nun wohl für diesen Herrn eintragen und in seiner Büchse einnehmen darf.
Wie für ein Genrebild üblich, kommt es auf die Schilderung des Interieurs an, der Personen, ihrer Kleidung, Gesten Gesichter und Mimik. Stand und Haltung der beiden Personen werden hier charakterisiert, die Handlung durch entsprechende Gegenstände und ihre Handhabung geschildert.
Die Phantasie des Betrachters kann anhand der vielen Einzelheiten die Geschichte weiter ausmalen: Der Hausherr überlegt im Studieren der Spendernamen und Spendenbeträge, wieviel er wohl geben sollte, um nicht zu geizig dazustehen, aber auch um nicht das eigene Portemonnaie zu sehr zu plündern. Der Geldsammler wartet in respektvoller aber auch dienstbereiter Haltung ab. Die gesamte Schilderung ist nicht überzeichnend, die Aussage daher moderat, eher beschreibend als deutend.
Als Spende gelangte schließlich auch dieses Gemälde in die Sammlung des Ostpreußischen Landesmuseums.