Eine spannungsreiche Zeit in der Auseinandersetzung zweier Großmächte im Ostseeraum – Schweden und Russland – war das erste Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts. Am Ende dieser Zeit, 1710, eroberte Zar Peter der Große Riga und Livland, es brach eine Pest infolge des Krieges aus. Kurz vorher schuf einer der bedeutendsten Goldschmiede Rigas seine großartigen Werke: Johann Georg Eben (1674-1710). Eben stammte aus Biberach an der Riß, war zuletzt noch Geselle beim Rigaer Meister Georg Dechant, bis er 1702 selbst Goldschmiedemeister wurde. Hier fand er reiche Auftraggeber, etwa den Rat der Stadt und die noble Schwarzhäuptergilde und viele andere. Heute stehen Ebens Arbeiten in berühmten Museen in New York, Moskau, London und St. Petersburg.
In der Deutschbaltischen Abteilung des Ostpreußischen Landesmuseums ist eine reiche, schwersilberne und ganzvergoldete Prunkkanne ausgestellt, die Eben um 1705 für einen unbekannten Auftraggeber schuf. Sie zeigt für ihre Zeit sehr moderne spätbarocke Formen. Vor allem die aus der Architektur entlehnten sogenannten Pfeifen, am unteren Gefäßkörper, am Fuß und auf der Manschette um den kurzen Schaft, sind es, die das Akanthusornament mit Blüten- und Fruchtgehängen oben am Deckel zeitlich ablösen. Mit der Höhe von 36 cm und einem Gewicht von 2765 g ist diese Deckelkanne ein wirkliches Prunkgefäß, das auf jeder vornehmen Tafel Eindruck macht.