Ein Blick in ein dunkel wirkendes Zimmer mit geheimnisvoller Atmosphäre – dieses Motiv gibt eine Arbeit des Grafikers Wilhelm Heise (1892-1965), der von 1937 bis 1943 Professor für Grafik an der Königsberger Kunstakademie war. Er hatte sich in den 1920er Jahren die Stilrichtung der Neuen Sachlichkeit angeschlossen. Als Alternative zu Expressionismus und Abstraktion setzten Künstler auf ein Zurück zu den Grundformen in sachlicher Betrachtung. Aber auch darin steckt eine Interpretation. Dieses Stillleben zeigt das durch seine fast ein wenig unheimliche Stimmung. Zugleich erinnert es an barocke Blumenstillleben des 17. Und 18. Jahrhunderts. So ein Rückgriff in die Kunstgeschichte ist ebenfalls gelegentlich typisch für die Stilströmung der Neuen Sachlichkeit.
Diese Grafikarbeit zeigt einige Gründe, die sicher für die Berufung Heises nach Königsberg sprachen: seine neusachliche Bildsprache und sein großes technisches Können im Feld der künstlerischen Grafik. Bei diesem Druck handelt es sich um einen Steinstich, eine ungewöhnliche Technik, die schwierig zu handhaben ist und selten angewandt wurde. Es handelt sich um eine Verbindung von Merkmalen des Kupferstichs und der Lithografie.
Diese Arbeit wird Teil der Präsentation der Königsberger Grafiklehrer an der Kunstakademie sein, im Zuge der neuen Dauerausstellung des Ostpreußischen Landesmuseums. Da aus konservatorischen Gründen Papierobjekte nicht sehr lange ausgestellt sein sollten, wird in dem graphischen Kabinett mehrfach im Jahr eine neue Ausstellung von Beispielen aus der umfangreichen Grafiksammlung des Museums zu sehen sein.