Die Kurische Nehrung wurde seit Ende des 19. Jahrhundert als wildromantischer Ort für Sommeraufenthalte bekannt. Es entstand dort auch, wie an manchen anderen ländlichen und abgelegenen Orten, etwa Worpswede oder Ahrenshoop, eine Künstlerkolonie.
Das Gemälde zeigt den Blick von einer Dünenanhöhe auf das Fischerdorf Nidden. Der Maler war Ernst Mollenhauer (1892-1963), ein ostpreußischer Expressionist, der zu dem kleinen Kreis der Künstler gehörte, die sich am Ort ein eigenes Haus errichtet hatten. Zu diesem Kreis zählten außerdem der Dichter Thomas Mann, der Maler Carl Knauf, der Schauspieler und Fotograf Paul Isenfels sowie der Maler Richard Birnstengel.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Nidden, nun militärisches Sperrgebiet im Warschauer Pakt, nicht mehr erreichbar. Doch viele Maler, die sich einst in seine Landschaft verliebt hatten, malten es weiter, aus der Erinnerung. So entstand auch dieser Dorfblick 1949 als Bild der Sehnsucht nach dem „Paradies Nidden“, wie Ernst Mollenhauer damals schrieb.
In der neuen Dauerausstellung des Ostpreußischen Landesmuseums wird dieses Gemälde in jener Abteilung hängen, die der Künstlerkolonie Nidden gewidmet ist.