Von Dr. Jörn Barfod
Das Ostpreußische Landesmuseum erhielt kürzlich als Neuzugang ein Gemälde des in Königsberg einst tätigen Malers Eduard Bischoff, das einen glücklichen Moment für die Familie des Künstlers im Jahr 1926 festhielt.
Über Krieg und Krisen zum Familienglück
1890 in Königsberg geboren, verlor Bischoff bald seine Familie und wurde bei Verwandten auf dem Land groß. Nach einer abgebrochenen Ausbildung als Lehrer und einer Wanderzeit studierte er ab 1910 an der Königsberger Kunstakademie. Als Soldat mehrfach verwundet kehrte er nach Kriegsschluss 1918 in seine Geburtsstadt zurück, wo er sich verheiratete und als freischaffender Maler arbeitete, unter zunächst ärmlichen Bedingungen.
Die politisch und wirtschaftlich unsicheren Jahre nach 1918 mit der Hyperinflation 1923 waren gerade für die Künstler besonders schwierig. Durch glückliche Umstände erhielt Eduard Bischoff 1924 Aufträge im Ausland und konnte so 1925 zu einem eigenen Häuschen gelangen. So war er nach vier Kriegs- und sechs Krisenjahren doch zu einem Familienglück gelangt. Unter den Königsberger Malern gehörte er zu den inzwischen bekannt Gewordenen der jüngeren Generation.
Ein klassisches Familienmotiv
In lockerem Pinselstrich gestaltet der Maler hier in einem am Spätwerk Lovis Corinths orientierten Stil die Szene mit seiner Frau Gertrud und ihren damaligen beiden Kindern. In einer klassischen Dreieckskomposition, die an alte Marienbilder erinnert, umfasst die sitzende Frau, in einem warmen Rot bekleidet, das vor ihr befindliche lesende Mädchen. Dessen dunkle Kleidung und dunkles Haar kontrastieren zur Kleidung der hinter ihr sitzenden Mutter. Die Zuwendung der Mutter zur Tochter wird auch durch den schräg gehaltenen Kopf angedeutet. Der rechts vorn auf der Tischkante sitzende kleine Junge belebt und schließt die Komposition nach rechts ab. Das Blau in seiner Kleidung bildet einen weiteren Kontrast zum Rot der Mutter. Im Unterschied zum Mädchen ist der Junge noch als Kleinkind zu erkennen durch seinen im Verhältnis zum Körper großen Kopf. Er stützt sich mit beiden Händchen auf dem Arm und der Schulter seiner Mutter ab.
Der Hintergrund mit den rechteckigen Formen eines Fensters gibt dem Ganzen eine Rahmung, die wiederum oben links überspielt wird von einem schräg hängenden Vorhangsteil. Dieses Vorhangmotiv übernahm der Maler aus der klassischen Kunsttradition als Hinweis auf die besondere Bedeutung des Bildinhalts. Es dient außerdem als Abschluss des dargestellten häuslichen Raumes. Draußen vor dem Fenster ist dunkle Nacht, die Szene wird aber von künstlichem Licht, dessen Quelle im Bild nicht sichtbar ist, warm beleuchtet.
Aus der Biografie Eduard Bischoffs wissen wir, dass das dargestellte Glück nicht von langer Dauer war. Eine erste Tochter war bereits als Säugling verstorben. Die Tochter Ulrike starb 1927, ein Jahr nach Entstehung dieses Gemäldes, ihr Bruder Fridolin wird als Soldat 1942 fallen. Nur die jüngste Tochter Bethe verblieb dem Ehepaar, die aber zu Zeitpunkt der Entstehung dieses Familienbildes noch nicht geboren war.