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Masuren als Malerlandschaft

Von Dr. Jörn Barfod

Die Landschaft Masurens wurde von den Künstlern erst spät richtig entdeckt, lange nach den Gegenden der samländischen Steilküste und der dünenreichen Kurischen Nehrung. Allerdings gab es schon im 19. Jahrhundert mit dem Landschaftsmaler Carl Scherres (1833-1923) einen namhaften Vorkämpfer für die malerischen Werte dieser Landschaft. Das vom Zentrum Ostpreußens, Königsberg, entfernter gelegene und auch nicht so gut zu erreichende Masuren kam richtig erst mit den Kämpfen zu Beginn des Ersten Weltkriegs 1914-1915 ins allgemeine Bewusstsein. Dies und die Volksabstimmung nach dem Versailler Vertrag 1920 ließen in der Folge den Reiseverkehr in den Süden und Südosten Ostpreußens zunehmen. Heute ist Masuren ein beliebtes Touristenziel und steht manchem vielleicht sogar als gleichbedeutend für ganz Ostpreußen.

Mit der „Entdeckung Masurens“ in den 1920er Jahren wurden auch einige Künstler in diesem Landstrich sesshaft: der in Salpia (Kreis Sensburg) 1887 geborene Robert Hoffmann (-Salpia) war als Lehrer 1925-1945 in Seedranken, (Kr. Treuburg) tätig. Der aus Köln gebürtige Julius Freymuth lebte in den Jahren um 1925-1927 in Froniken, (Kreis Treuburg), der aus Johannisburg gebürtige Maler Ernst Rimmek lebte und arbeitete in Jakunowken (Kreis Lötzen) 1929-1937.

Die noch vor dem Zweiten Weltkrieg in Masuren tätigen Maler waren fast alle an der Königsberger Kunstakademie ausgebildet worden und zogen auch von dort durch Bekanntschaften andere Künstler mit in diese charakteristische Landschaft. Hier fand sich zwar weniger eine so dramatische Motivauswahl wie die größten Dünen Europas auf der Kurischen Nehrung oder die hohe Steilküste des Samlands, doch wussten die Maler die idyllische Besonderheit der Felder, Seen und Wälder zu schätzen und in ihren Werken festzuhalten. Hinzu kamen die Bauern und ihre Arbeit, das Vieh und die Dörfer.

So finden sich bei den masurischen Motiven gern und viel die weiten, hügeligen Landschaften, mit Wald und Seen, verstreuten Behausungen oder Gehöften in weiten Bildausschnitten eingefangen. Oft wird die Einfachheit und Ärmlichkeit der hölzernen Bauten gezeigt, mehr als Idylle statt als sozialkritische Anklage gedacht. Auch markante Menschenangesichte, die von Einfachheit und harter Arbeit erzählen, wurden gezeigt.

Die Tatsache, dass es in Masuren nicht so einen Künstlerort vergleichbar wie Nidden auf der Kurischen Nehrung gab und dass die Landschaft nicht so überwältigend und dramatisch wie die samländische Steilküste ist, mag dazu beigetragen haben, dass sich im allgemeinen die Landschaftsmalerei dort erst spät entwickelt hat. Doch auf jeden Fall darf Masuren im Kreis der charakteristischen Landschaftsformen nicht fehlen, wenn man die ostpreußische Kunst betrachtet.

Obere Abbildung: Gut Lassek am Seedranker See (Kreis Treuburg) mit dem Maler Robert Hoffmann-Salpia (Eduard Bischoff, Kohle, 1925), © Ostpreußisches Landesmuseum.

„In Masuren“ (Julius Freymuth, Öl, um 1924), © Ostpreußisches Landesmuseum.