Von Dr. Jörn Barfod
Schon seit der Jahrhundertwende zogen Lehrer der Königsberger Kunstakademie mit Ihren Schülern in den sommerlichen Monaten hinaus ins Land, um zu Malen. Dies war natürlich besonders in den Klassen der Landschaftsmalerei der Fall. So wissen wir auch vom letzten Professor für die Landschaftsklasse an der Akademie, Alfred Partikel (1888-1945), dass er dies in seiner Königsberger Zeit, ab 1928, gern tat. Von einer solcher Exkursion gibt es einen Erinnerungsbericht des Malers Otto Andreas Schreiber (1907-1978), der zu einem Aquarell Alfred Partikels passt, das sich in der Sammlung des Ostpreußischen Landesmuseums erhalten hat.
Schreiber notierte: “Eines Tages (im Sommer 1930) fuhr Partikel mit seiner Klasse für mehrere Wochen nach Nemonien (später Elchwerder, heute russisch Golowkino, im Memeldelta am Kurischen Haff gelegen). In aller Morgenfrühe stiegen wir im Hafen … auf ein kleines Schiff, das für Gütertransporte eingerichtet und sonst nur gelegentlich zur Mitnahme von Passagieren bereit war. Es hatte Zwiebeln zum Königsberger Markt gebracht und ein paar Schweine eingekauft, die in einem Bretterverschlag quiekten. So fuhren wir auf dem Pregel über Tapiau nach Labiau und Nemonien.
Diese Fahrt auf dem kleinen Zwiebelschiff quer durch das ostpreußische Land hinterließ mir einen tiefen Eindruck, die versponnene ländliche Stille, Tiere auf den Äckern und Wiesen, Dörfer, die stufenweise zum Flüsschen herunterkamen oder sich auf einen Hügel hinaufbauten, Frauen mit roten Kopftüchern, Kinder am Ufer und Hühner und Hunde.
Erinnerungen an diese Wochen: eine vierstündige Wanderung mit Partikel quer durch das Moor nach Gilge (heute russisch Matrossowo), nicht ungefährlich, wie er mich immer wieder belehrte.
Nemonien: In den Gärten waren nur dicke rote Zwiebeln, die auf dem schwarzen Boden wohl gut gediehen. Auch auf dem Kirchhof war ich, da waren nur hölzerne Grabkreuze, darunter welche mit mehreren Querbalken, so mancher litauische Name auch.“ – Otto Andreas Schreiber (Leicht gekürzt)