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Lesung mit Antje Vollmer: „Doppelleben“

Antje Vollmer im Glockenhaus zu Lüneburg

Am 15.06.2011 hat Antje Vollmer im Glockenhaus in Lüneburg aus ihrem Buch „Doppelleben. Heinrich und Gottliebe von Lehndorff im Widerstand gegen Hitler und von Ribbentrop“ vorgelesen. Das Kulturreferat für Ostpreußen hat die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Literarischen Gesellschaft Lüneburg und dem Literaturbüro Lüneburg geplant und umgesetzt.

Der Abend war hervorragend besucht. Nicht nur das spannende Thema, das Attentat vom 20. Juli 1944 und die daraus resultierenden persönlich-privaten Implikationen des Ehepaars Lehndorff, garantierte das Besucherinteresse, sondern auch die Frage, wie Antje Vollmer wohl zu dem Thema ihres Buches gelangt war.

Frau Dr. Vollmer, die unter anderem viele Jahre als Bundestagsabgeordnete für „Bündnis 90/Die Grünen“ und als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages tätig war, hat in ihrem Buch neues und unveröffentlichtes Material über die Familie von Lehndorff – ein altes ostpreußisches Adelsgeschlecht – zusammengetragen. Sie legte bei ihrer Lesung ein besonderes Augenmerk auf die NS-Zeit und die Opposition gegen Hitler und deren Auswirkungen auf die Familie von Lehndorff. Heinrich Graf von Lehndorff gehörte zum engsten Kreis der Verschwörer des 20. Juli 1944. Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler wurde er bekanntlich verhaftet und hingerichtet. Frau Vollmer las nicht nur von den dramatischen Momenten der Tage und Stunden rund um den 20. Juli bzw. den schrecklichen Konsequenzen, welche die Familie und besonders Heinrich Graf von Lehndorff traf; sie berührte ihr Publikum auch mit ihrer einfühlsamen Beschreibung der diffizilen Aufgabe, in aller Heimlichkeit direkt unter den Augen des NS-Apparats das Attentat vorzubereiten- in vollem Bewusstsein des Risikos, das diese Pläne für die junge Familie mit sich brachten.

Antje Vollmer

Nur wenige Kilometer entfernt vom Ort des Anschlags auf Hitler, der „Wolfsschanze“, lebten die Lehndorffs in ihren Stammsitz auf Steinort, ein einst herausragendes Schloss in Ostpreußen, das zwar den Krieg überstand, sich heute allerdings in traurigem Zustand befindet. In Steinort verkehrten und planten die Widerständler unter einem Dach mit zahlreichen NS-Größen, da Außenminister von Ribbentrop sich und seinen Stab in einem Flügel des Schlosses einquartiert hatte – die Belastungen, Ängste und Sorgen der Verschwörer müssen nahezu erdrückend gewesen sein.

Hans Eckhardt Wenzel begleitete die Lesung musikalisch mit Gesang, Gitarre, Klavier und Akkordeon – eine äußerst gelunge Bereicherung, da seine Lieder, seine Interpretation hervorragend mit dem Drama von 1944, dem Hoffen, den Ängsten und der Trauer, korrespondierten.  Die Premiere seines Gedichtes „Die letzten Briefe – für Heinrich und Gottliebe von Lehndorff“, das der Künstler vertont hatte, war ein besonderer Höhepunkt.

Im Anschluss gab es die Gelegenheit, sich das Buch signieren zu lassen und im Gespräch mit Frau Vollmer und Herrn Wenzel noch mehr über die Familie Lehndorff zu erfahren. Es folgte eine lebhafte Fragerunde mit der gut gelaunten Autorin.  Das Interesse von Frau Vollmer an den Lehndorffs erwachte über ihre Freundschaft mit der bekannten Künstlerin „Veruschka“, einer Tochter von Heinrich und Gottliebe. Frau Vollmer, die selbst über keine ostpreußischen Wurzeln verfügte, hat seither das Land mehrfach bereist und zeigte sich von Land und Leuten beeindruckt. Zugleich zollte sie den Attentätern des 20. Juli ausdrücklich Respekt.

Andrang nach der Lesung

Kurz: Ein rundum gelungener Abend, der eine facettenreiche und künstlerich hervorragend umgesetzte Annäherung an ein menschlich bewegendes und historisch bedeutsames Drama erlaubte. Das Ostpreußische Landesmuseum bedankt sich bei Frau Dr. Antje Vollmer, bei ihrem musikalischen Kompagnon Wenzel, der literarischen Gesellschaft und dem Literaturbüro Lüneburg sowie bei der Hansestadt selbst für die Nutzung des atmosphärisch so dichten Glockenhauses.

Antje Vollmer und Museumsdirektor Joachim Mähnert
Antje Vollmer und Museumsdirektor Joachim Mähnert

 

Wenzel mit der Kulturreferentin Agata Kern
Wenzel mit der Kulturreferentin Agata Kern