Zum Inhalt springen
Startseite » Festakt und Ausstellungseröffnung anlässlich des Kantjubiläums

Festakt und Ausstellungseröffnung anlässlich des Kantjubiläums

300 Jahre Kant – Ein Festakt für den Weltendenker aus Königsberg

Vor 300 Jahren wurde Immanuel Kant, der vermutlich einflussreichste Denker der Moderne, in Königsberg geboren. Seine revolutionären Ideen strahlen auch heute noch mit voller Kraft. Berühmt ist er für seine Metaphysik und Erkenntnistheorie, bekannt für seine vernunftbegründete Moralphilosophie (Kategorischer Imperativ) und besonders aktuell für seine politischen Konzepte, etwa die Menschenwürde, die es dank Kant in das Grundgesetz geschafft hat, oder Völkerbund und UNO, die sich ausdrücklich bei ihrer Gründung auf den Königsberger bezogen haben. Kanzler Scholz hielt zum Jubiläum eine lange Rede über Kants Schrift „Zum ewigen Frieden“. Was Wenige wissen: Kant war auch als Naturwissenschaftler sehr erfolgreich, etwa in seiner Beschreibung der Entstehung von Sonnensystem und Planeten.

Pünktlich zum 300. Jubiläum widmet das Ostpreußische Landesmuseum dem Philosophen eine Sonderausstellung. Am Mittwoch, den 17.04.2024 war es endlich soweit, unsere Ausstellung „Kant 300. Ein Leben in Königsberg“ wurde feierlich eröffnet. Mit einem Festakt im ausgebuchten, prächtigen Fürstensaal des Lüneburger Rathauses, zu dem wir eine große Zahl an Gästen, darunter auch reichlich Prominenz, begrüßen durften, wurde das Kant-Jahr in Lüneburg offiziell eingeläutet.

Oberbügermeisterin der Hansestadt Lüneburg, Claudia Kalisch
Lüneburg wird Kant-Stadt

Die Bürgermeisterin der Hansestadt Lüneburg, Frau Claudia Kalisch, äußerte die feste Überzeugung, dass diese neue Sonderausstellung, spätestens die Eröffnung der Kant-Dauerausstellung im kommenden Jahr, buchstäblich das Fundament legen wird, die Hansestadt Lüneburg künftig neben „Salzstadt“ und „Universitätsstadt“ auch als „Kant-Stadt“ wahrzunehmen. Sie äußerte sich stolz darüber, dass die Stadt Lüneburg dem wichtigsten deutschen Denker der Aufklärung und der europäischen Moderne nun gut 200 Jahre nach seinem Tod eine Art zweite Heimatstadt geworden ist – natürlich neben seinem geliebten Königsberg. Aber „warum ausgerechnet Kant in Lüneburg?“ – das fragen sich an dieser Stelle wohl einige. Zumal Kant seine Heimat Ostpreußen zeitlebens nie verlassen hatte. Die erste und offensichtlichste Verbindung liegt auf der Hand: das Ostpreußische Landesmuseum liegt in Lüneburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg strandeten viele Geflohene und Vertriebene aus Ostpreußen und anderen östlichen Regionen in und um Lüneburg. Darüber hinaus beherbergt das Ostpreußische Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung schon jetzt die größte Kantsammlung der Welt. Doch nicht genug: mit der voraussichtlich 2025 zu eröffnenden Kant-Dauerausstellung auf dem Gelände des Museums entsteht zugleich das bundesweit erste Kantmuseum.

Weitere Grußworte und Ehrengäste

Weiterhin folgten Grußworte vom Stiftungsratsvorsitzenden der Ostpreußischen Kulturstiftung, Herrn Ulrich Mädge, und der Abteilungsleiterin Erinnerungskultur bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Maria Bering, sowie der Leiterin der Kulturabteilung im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Frau Corinna Fischer. Ein Festakt zu Kants 300. Jubiläum wäre natürlich nicht komplett ohne den führenden Experten der deutschen Kantforschung und dem Vorsitzenden der Kant-Kommission der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW), Prof. Dr. Marcus Willaschek.

Als Ehrengast durften wir zudem den polnischen Botschaftler Herrn Dariusz Pawłoś auf unserem Festakt begrüßen – ein sehr geschätzter Besuch aus unserem Nachbarland, der noch lange nachklingen wird.

v.l.n.r. Maria Bering, Dariusz Pawłoś, Claudia Kalisch, Corinna Fischer, Prof. Dr. Marcus Willaschek, Dr. Joachim Mähnert

Musikalisch umrahmt wurde der Abend von der fantastisch spielenden Maria Lange am Klavier, die uns selten zu hörende Sonaten von Christian Wilhelm Podbielski und Johann Friedrich Reichhardt präsentierte – Musik aus Königsberg aus der Zeit Kants. Wir danken dem Deutschen Kulturforum östliches Europa für diesen beglückenden Beitrag.

Die neue Kant Sonderausstellung – Der Mensch Kant

Museumsdirektor Dr. Joachim Mähnert ließ in seiner Festrede die letzten Jahre im Vorlauf auf die Kant-Sonderausstellung noch einmal Revue passieren und stellte das Vorhaben der neuen Sonderausstellung vor. Wer war Immanuel Kant wirklich, wie sah sein Alltag aus, und wer waren seine Freunde? Es existieren so viele Klischees über einen angeblich schrulligen, pedantischen und pünktlichkeitsversessenen Stubenhocker. Sind sie völliger Unfug oder gibt es einen wahren Kern? Die Sonderausstellung stellt den Menschen im Mittelpunkt, immerhin wurde vor 300 Jahren das „Manelchen“ geboren als 4. Kind einer Handwerkerfamilie, nicht schon gleich ein weltberühmter Philosoph. Sie bietet aber auch schon einen ersten Ausblick auf die im Sommer 2025 folgende Kant-Dauerausstellung. Letztere soll zum zentralen Erinnerungsort Immanuel Kants werden und widmet sich hauptsächlich Kants Philosophie und ihre Relevanz für heute. Nicht zuletzt dankte er allen Beteiligten, den Finanziers, den Leihgebern und vor allem dem Museumsteam unter Kurator Dr. Tim Kunze, die ganz Außerordentliches geleistet hätten.

Museumsdirektor Dr. Joachim Mähnert
Kant ist aktueller denn je

Die Festrede des Tages wurde von Prof. Dr. Marcus Willaschek gehalten. In seinem Vortrag erinnerte er an die bahnbrechenden, revolutionären Ideen Immanuel Kants und sprach über deren praktische und politische Bedeutung. Herr Willaschek präsentierte zudem aktuelle Lehren aus Kants Philosophie für die gegenwärtige Politik und Gesellschaft. Trotz der aktuellen verheerenden Kriege sind Kants Überlegungen zur Aufklärung, Ethik, Erkenntnistheorie und zum Völkerrecht relevanter denn je.

Er betonte jedoch, dass Kants Denken nicht unkritisch idealisiert werden sollte. So sind seine herabsetzenden Äußerungen über Frauen, Juden und über nicht-weiße Menschen ernüchternde Beispiele dafür. Es ist daher unerlässlich, auch Kant selbst kritisch zu hinterfragen – ganz im kantische Sinne: Habe Mut, sich des eigenen Verstandes zu bedienen.

Prof. Dr. Marcus Willaschek, Goethe-Universitität Frankfurt am Main
Anschließende Vernissage im Museum

Im Anschluss an den Festakt zogen die Festaktteilnehmenden gemeinsam ins Museum für eine Vernissage in der frisch eröffneten Sonderausstellung „Kant 300. Ein Leben in Königsberg“, die erstmalig ein größeres Publikum empfing und bis zum 13. Oktober 2024 zu sehen sein wird.

Unsere Sonderausstellung „Kant 300. Ein Leben in Königsberg“ (18.04.-13.10.2024) ist von einem reichen Programm begleitet, hier gibt es weitere Informationen: https://www.ostpreussisches-landesmuseum.de/ausstellungen/sonderausstellungen/kant-300-ein-leben-ins-konigsberg/