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Feierliche Eröffnung des Flüchtlingsmuseums FLUGT in Oksböl

Von Eike Eckert

Vor über 300 geladenen Gästen, darunter der deutsche Vizekanzler Robert Habeck, eröffnete die dänische Königin Margrethe II. am 25. Juni 2022 bei herrlichem Sommerwetter das neue dänische Flüchtlingsmuseum FLUGT. Das Museum befindet sich auf dem Gebiet des alten Internierungslagers Oksböl, in dem nach dem Zweiten Weltkrieg knapp 36.000 deutsche Flüchtlinge lebten, von denen die meisten über die Ostsee flüchten konnten. Mehr als 60% von ihnen kamen aus Ostpreußen.

Die Königin Margrethe II von Dänemark eröffnet im Beisein des Museumsleiter Claus Kjeld Jensen die Ausstellung, © Ostpreußisches Landesmuseum

In den beiden erhaltenen steinernen Krankenhausflügeln, die durch einen architektonisch spektakulären Bau des dänischen Architekturbüros Bjarke Ingels verbunden wurden, wird auch ihre Geschichte und die des Lagers an historischer Stelle erzählt.

Der aus rostrotem Corten-Stahl gefertigte schleifenförmige Eingangsbereich des Architekten Bjarke Ingels verbindet die beiden im Originalzustand verbliebenen Krankenhausflügel des ehemaligen Lagers, © Ostpreußisches Landesmuseum.

Die Deutschen sind aber nur ein Teil der Geschichte Dänemarks und seiner Flüchtlinge nach 1945: Auf vielfache Weise kann sich der Besucher mit den Biographien von Geflüchteten aus Ungarn, Vietnam, Syrien, dem Irak, Afghanistan oder auch ganz aktuell der Ukraine auseinandersetzen, die alle heute in Dänemark leben. Sie erzählen über ihre gefährliche Flucht, die Ankunft und die Integration in ihrem neuen Heimatland Dänemark. Der Besucher kann diese verschiedenen Biographien mittels moderner Audio-Guides anhören, die ihn komplett durch die Ausstellung, aber auch zu ausgewählten Orten auf dem Park-ähnlichen Gelände des ehemaligen Flüchtlingslagers führen. Auf Texttafeln wurde bewusst verzichtet. Die audio-visuellen Elemente sollen den Besucher in das Geschehen hineinziehen, ihm klarmachen, dass man selbst von Flucht betroffen sein könnte und Empathie für diejenigen wecken, die aufgrund von Krieg und Vertreibung ihre Heimat verlassen mussten. Die Stimmen der Zeitzeugen erinnern daran, dass sie durch die Flucht jäh aus ihrer heilen Welt gerissen wurden, und eine der jungen Rednerinnen auf dem Festakt ließ es sich nicht nehmen, auch an all die zu erinnern, die nicht flüchten konnten oder die ihre Flucht nicht überlebt haben.

Einblicke in die Ausstellung, © Ostpreußisches Landesmuseum.

Es ist ein wichtiges Museum, das zu einem Zeitpunkt eröffnet, an dem sich laut Weltflüchtlingsrat 100 Millionen Menschen auf der Flucht befinden – durch den russischen Angriffskrieg alleine 5 Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer.

Seit vielen Jahren verfolgt und unterstützt das Ostpreußische Landesmuseum die Bemühungen der Museumsmacher der Vardemuseen, die nach dem 2017 eröffneten TIRPITZ Museum mit seinen bis dato über 900.000 Besuchern das nächste museale Großprojekt mit gesellschaftlich hochaktuellem Inhalt vollendet haben. Neben Besuchen in Oksböl und dem wissenschaftlichen Austausch seitens des Ostpreußischen Landesmuseums stellten die dänischen Kollegen 2019 auf einer gemeinsamen Veranstaltung mit der Deutsch-Dänischen Gesellschaft ihr Konzept in unserem Museum vor.

Bei der Eröffnung am Samstag waren dann mit Dr. Eike Eckert, der als Kurator für das Ostpreußische Landesmuseum die Abteilung Flucht, Vertreibung, Ankunft und Integration betreut, und der Vorsitzenden der Deutsch-Dänischen Gesellschaft und Lüneburger Bürgermeisterin, Hiltrud Lotze, die sich bereits als Bundestagsabgeordnete für das Projekt eingesetzt hatte, zwei Unterstützer aus Lüneburg der Einladung gefolgt. Unser Museum konnte sogar auch etwas aus Lüneburg zur Ausstellung beisteuern – ein Flüchtlingstreck aus der Reichenbachstraße aus der Sammlung Hajo Boldt ziert als Foto die Rückwand einer Inszenierung mit einem Fluchthandwagen, der auch aufgrund unserer wissenschaftlichen Mithilfe so ausgestellt werden konnte.

Ein Stück Lüneburg im neuen FLUGT-Museum: Als Hintergrundfoto zu einem Flucht-Handwagen dient ein Foto der Reichenbachstraße aus der Sammlung Hajo Boldt, das auch in unserer Ausstellung zu sehen ist, © Ostpreußisches Landesmuseum.
 

Auch in Zukunft werden wir den wissenschaftlichen Kontakt zum FLUGT-Museum aufrechterhalten. In den nächsten Monaten planen wir mit der Deutsch-Dänischen Gesellschaft eine zweitägige Studienreise nach Oksböl und Umgebung, um Interessierten die Möglichkeit zur Besichtigung dieses einzigartigen Museums zu ermöglichen.