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Frühe Badefreuden

Von Dr. Jörn Barfod

Das älteste deutsche Seebad ist bekanntlich das 1799 gegründete Heiligendamm in Mecklenburg an der Ostseeküste, zwischen Kühlungsborn und Rostock gelegen.

Weniger bekannt ist hingegen das älteste preußische Seebad, das 1816 als königliches Ostseebad eröffnete Cranz an der Samlandküste (heute russisch Selenogradsk in der Oblast Kaliningrad). Ein kleines Dorf von ca. 300 Einwohnern mit 45 reetgedeckten Häuschen, in denen die 35 Badegäste der ersten Saison ebenfalls ein Unterkommen finden mussten.

Aber schon 1821 wurde ein erstes Hotel errichtet. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine rasche Entwicklung des Ortes als Kurort, der Besuch stieg nach der Anlage einer Chaussee in das etwa 30km entfernte Königsberg, erste recht durch die Eisenbahnanbindung an die ostpreußische Hauptstadt 1885. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurden ca. 15.000 Badegäste und etwa 200.000 Tagesgäste gezählt.

Die kleine Lithografie von der Küste des Örtchens Cranz, 1830/31 von Christian Rauschke (1780 – nach 1835) geschaffen, zeigt noch den ursprünglichen Zustand des Zugangs zum Strand. Man erkennt auf dem hohen Ufer das erste „Logierhaus“. Der Zugang zum Strand war etwas beschwerlich nur über eine hölzerne Treppe möglich.

© Ostpreußisches Landesmuseum

Immerhin scheint der Besuch des Bades schon so rege geworden zu sein, dass sich 1830 die Auflage eines Souvenirblattes lohnend schien. In der damals noch relativ neuen Technik der Lithografie erschienen allmählich auch in Ost- und Westpreußen viele Motive aus den Regionen um die größeren Städte, die mit Ausflügen gern besucht wurde.