In diesem Beitrag erinnern wir an eine bedeutsame und einzigartige Bildungsstätte Ostpreußens, die in diesem Jahr ein Jubiläum gefeiert hätte: Vor 110 Jahren wurde die Handelshochschule in Königsberg – die damals einzige in Ostdeutschland – gegründet! In unserem Archiv finden sich spannende Dokumente und Fotos zur Geschichte dieser Institution.
Vorgeschichte der Handelshochschule in Königsberg
Vorläufer der Einrichtung waren städtische Handelshochschulkurse, die ab 1907 im Altstädtischen Rathaus abgehalten wurden. Die sich dann vollziehende Institutionalisierung als Handelshochschule kam rückblickend betrachtet nicht überraschend, da die Kaufmannschaft in Königsberg schon immer ein wichtiger Faktor für die Entwicklung der Stadt war; immerhin war Königsberg mit seinem großen Hafen und dem Pregelzufluss aus Osten lange ein bedeutendes Mitglied der Deutschen Hanse. Schon Immanuel Kant bevorzugte den Umgang mit Kaufleuten, wie seine freundschaftlichen Verbindungen zu bekannten Kaufleuten wie Robert Motherby oder Joseph Green bezeugen.
Eröffnung der Handelshochschule in Königsberg
Die offizielle Eröffnung der Handelshochschule erfolgte mitten im 1. Weltkrieg am 26.04.1915 und somit nur wenige Monate nachdem beträchtliche Teile Ostpreußens noch von Russland besetzt waren. Von diesem Zeitpunkt an war die Hochschule eine öffentliche Bildungsanstalt mit eigener Verwaltung. Vorlesungen wurden in den Gebieten des Handels, der Industrie, der Rechtslehre, der Volkswirtschaftslehre, der Geographie, der Warenkunde und der Naturwissenschaften angeboten. Eine Prüfungsordnung für die Diplomprüfungen von Kaufleuten und Handelslehrern konnte ebenfalls etabliert werden.


Entwicklung der Handelshochschule in Königsberg
Auch nach der Eröffnung der Handelshochschule wurden die Vorlesungen für einige Jahre weiterhin im Altstädtischen Rathaus abgehalten. Da die Zahl der Studenten von 50 im Jahr 1915 auf knapp 300 im Jahr 1924 wuchs, musste die Hochschule zum Sommersemester 1924 in die 3. Fließstraße umziehen, um den nun erforderlichen Kapazitäten gerecht werden zu können.

Neben der stetig wachsenden Gesamtzahl an Studenten konnte zunächst auch eine Zunahme an ausländischen Studierenden beobachtet werden. Dies deckte sich mit dem Ziel, durch die Hochschule eine engere wirtschaftliche Bindung an die baltischen Staaten und Polen zu etablieren. Im Jahr 1923 kamen schon 102 Studenten aus den genannten Ländern. In den folgenden Semestern nahm diese Zahl aber wieder ab.



Zwei weitere wichtige Meilensteine in der Geschichte der Handelshochschule ereigneten sich im Jahr 1930. Am 24.11. wurde ihr in einem feierlichen Festakt das Promotionsrecht verliehen. Noch am selben Tag fand darüber hinaus die Grundsteinlegung für das neue Hochschulgebäude am Oberteich in Anwesenheit des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun statt. Dies war die Antwort auf eine immer dringender werdende Raum- und Platzfrage, da die Anzahl der Studenten nochmals auf über 600 gewachsen war. Nachfolgend ging diese Zahl aber wieder deutlich zurück.
