Eduard Bischoffs Schaffen war geprägt von Vielseitigkeit. Sein künstlerisches umfasst Arbeiten in der Malerei, der Bildhauerei, Keramikarbeiten und der Graphik. Seiner Heimat Ostpreußen blieb der Künstler in seinen Werken immer treu, in diesem Bildwerk zeigt er jedoch eine Szene, welche die Vielfältigkeit des Materials in seiner Kunst aufzeigt.
Der Titel des Bildes „Legende“ deutet an, dass es sich um keine Alltagsdarstellung handelt. Es zeigt drei Reiterheilige: Hubertus, erkennbar an den Jagdhunden, Georg mit einem Schwert als Attribut und Martin, der mit seinem Schwert und dem roten Umhang hantiert, als wolle er einen Teil des Stoffes abtrennen.
Den Maler beschäftigen die Darstellungsaufgaben Pferd, Akt, Gewandfigur und Frieskomposition. Die dreiteilige Komposition lässt den Gedanken an ein Triptychon aufkommen. Die Pinselführung ist locker, Formen werden in Licht und Farbe teiIweise aufgelöst. Die Farbigkeit erscheint kräftig bis dunkel, obwohl das Licht im Bild dominiert.
Das Gemälde entstand, als Eduard Bischoff (1890-1974) nach etwa dreijährigem Aufenthalt in Holxen, Kr. Uelzen, wohin er und seine Frau bei Kriegsende auf der Flucht aus Königsberg hingekommen waren, eine Wohnung mit Atelier in der Künstlersiedlung Halfmannshof in Gelsenkirchen bezogen hatte. Es steht damit an einem wichtigen biographischen und künstlerischen Wendepunkt für Bischoff. Der Maler hat als Reaktion auf den Verlust der Heimat, vieler Menschen und großer Teile seines Werkes vor 1945 mit Neugestaltung ihm vertrauter Themen reagiert. Im diesem Bild trifft dies für die Darstellungsaufgaben zu. Die lockere und etwas abstrahierende Formgebung weist aber schon auf das expressive Spätwerk des Malers hin, daher ist es berechtigt, dieses Gemälde als ein Schlüsselwerk im Schaffen Eduard Bischoffs zu bezeichnen.
Bild: „Legende“ (Eduard Bischoff , 1948, Öl auf Holz (99 x 137 cm)) © Ostpreußisches Landesmuseum