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Der Maler Franz Domscheit / Pranas Domšaitis (1880-1965)

Landschaft der Karoo, Halbwüste in Südafrika, F. Domscheit, 1963, Copyright: Litauisches Nationales Kunstmuseum

Von Dr. Jörn Barfod anlässlich der Sonderausstellung “Ich bin doch immer unterwegs…”

1880 bis 1910:

Im nordöstlichsten Winkel des damaligen “Deutschen Reichs” wurde 1880 in einem kleinen Dorf ein Bauernsohn geboren, der einmal ein in Südafrika gefeierter Maler werden sollte – Franz Domscheit. Als ältester von fünf Kindern des Bauern und Gastwirts Carl Ludwig Domscheit und seiner Frau Mathilde Amanda ruhte auf ihm die Erwartung und Hoffnung, der Hoferbe zu werden.

Franz Domscheit, Berlin, 1910er, © M. K. Čiurlionis Nationales Kunstmuseum

Aber Franz Domscheit war ein verträumter, künstlerisch sehr begabter Mensch, der nur schwer zu den bäuerlichen Arbeiten fand. Als er volljährig geworden war, konnte er es durchsetzen, wenigstens die Kunstlehrerausbildung an der Königsberger Kunstakademie absolvieren zu können. Doch auch das war nicht genug. Schließlich öffnete ihm ein Empfehlungsschreiben von keinem Geringeren als Max Liebermann das volle Studium an der Königsberger Kunstakademie. 1910 schloss er ab und ging für ein Jahr zur weiteren Ausbildung zu Lovis Corinth nach Berlin.

1910 bis 1928:

Dann begannen viele Reisen. Domscheit ging nach St. Petersburg, Paris, London, Amsterdam. Er besuchte Litauen, da er eine persönliche familiäre Verbindung zur litauischen Kultur spürte. 1914 folgte ein Aufenthalt bei Edvard Munch in Norwegen. Domscheit zog endgültig von Königberg nach Berlin. Erst ab 1919 konnte er sich als Maler durchsetzen. Einzel- und Gruppenausstellungen machten ich weithin bekannt. Die Heirat mit der Konzertsängerin Adelheid Armhold 1928 findet ihn auf dem Höhepunkt seines Schaffens.

Das junge Ehepaar, 1928, © M. K. Čiurlionis Nationales Kunstmuseum

1928 bis 1965:

Durch die Kunstpolitik der Nationalsozialisten geriet Domscheit nach 1933 in Bedrängnis. Einige seiner Arbeiten wurden aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt. Ein Werk tauchte auf einer der „Entartete Kunst“-Schauen 1937 auf.

Der Maler zog sich in die ihm schon bekannte Alpenregion zurück, erst nach Bayern, ab 1939 nach Österreich. Fortan signierte er mit der litauischen Form seines Namens, Pranas Domšaitis. Seit 1920 besaß er auch einen litauischen Pass. Zusammen mit seiner Frau, die während des Krieges 1943 ihre aktive Sängerkarriere beendet hatte, ging er 1949 nach Südafrika, da sie in Kapstadt einen Lehrauftrag an der Universität bekam. Hier wurde er die letzten 15 Jahre seines Lebens sesshaft. Er begann eine intensive Schaffenszeit seines Spätwerks bis in sein Todesjahr 1965.

In den letzten Lebensjahren erfuhr er noch große Anerkennung. Auch als bedeutender litauischer Maler wurde er entdeckt. Der Litauische Kulturfond in den USA erwarb seinen Nachlass und übergab ihn nach der Unabhängigkeit der Republik Litauen 1990 dem Litauischen Nationalen Kunstmuseum, das ihn in seiner Außenstelle in der Pranas Domsaitis Galerie in Klaipėda/Memel hütet. Es ist ein kleines Wunder, dass von dem Werk dieses so oft umgezogenen und von politischen Umständen bedrängten Künstlers doch weit über 700 Arbeiten erhalten geblieben sind, die ihren Weg teilweise über Königsberg, Berlin, Bayern, Österreich, Südafrika, USA schließlich nach Klaipėda fanden. Eine repräsentative Auswahl ist vom 21.04.23 bis zum 17.09.23 im Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg zu besehen.

Eine Gegenüberstellung zweier Varianten des Motivs „Anbetung der Hirten“, einmal von 1920, einmal von 1958, zeigt beispielhaft den Wandel des Stils im Werk von Domscheit. Im frühen Werk eine dunkle Farbigkeit, teils noch spätimpressionistische Züge, im Werk der Spätzeit eine hellere, flächige, spätexpressionistische Stilsprache.