Ein abenteuerliches Leben hatte der 1913 in Königsberg geborene Künstler Lothar Malskat, der vor 33 Jahren in Lübeck starb.
Er wurde in den 1950er Jahren berühmt durch die vermeintliche Restaurierung mittelalterlicher Wandmalereien in der wiederhergestellten Marienkirche zu Lübeck. Aus fast verlorenen alten Malereiresten schuf er 1948/51 unter der Leitung des Restaurators Dietrich Fey prächtige große Heiligenfiguren, die von Experten als bemerkenswerte Schöpfungen eines Meisters aus dem 14. Jahrhundert beschrieben wurden.
Ein ähnlicher Coup war ihm schon 1937/38 mit Wandmalereien im Schleswiger Dom gelungen. Damals blieb sein Tun für viele Jahre unentdeckt. Diesmal wollte er aber dem staunenden Publikum den Spiegel vorhalten und zeigte sich für seine Lübecker Arbeiten 1953 selbst an. Die Blamage war perfekt – und Malskat ging für Monate ins Gefängnis. Sein Ruhm blieb aber. Es wurde 1966 sogar ein Spielfilm über ihn gedreht.
Malskat hatte großes Talent und umfangreiche theoretische und praktische Kenntnisse. Als Sohn eines Kunsthändlers, Malergeselle, Schüler der Kunst- und Gewerkschule sowie der Kunstakademie in Königsberg erwarb er vielfältige Fähigkeiten. 1945 aus Kriegsgefangenschaft entlassen, brachte Malskat sich und seine aus Ostpreußen geflohene Familie mit Bilderfälschungen durch. Mit seinem eigenen Werk gewann Malskat zwar auch Anerkennung. Obwohl er geschickte Propaganda in eigener Sache machen konnte, wäre er jedoch ohne den großen Lübecker Fälscherskandal kaum so bekannt geworden. Seine großen Aquarelle in einem etwas an Nolde orientierten Stil fanden Verbreitung. Er selbst ließ dazu folgende Schilderung drucken: „Ich führte der Schwiegermutter Emil Noldes, Frau Erdmann, eine Mappe mit Blumenaquarellen vor. Frau Erdmann rief entsetzt: „Genug, hören Sie auf, mein lieber Malskat. Ein Bild von ihnen überstrahlt ja vollkommen meine vielen Noldes. Ich sehe Emil ja gar nicht mehr …“ Auch im Geschichten Erzählen war Lothar Malskat unerschrocken.
Von Dr. Jörn Barfod, Kustos am Ostpreußischen Landesmuseum
Bildquelle:
Titelbild: „Windmühle“ (Lothar Malskat, Aquarell, 150-60er Jahre) © Ostpreußisches Landesmuseum