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Der „Königsberger Paukenhund“

Der „Paukenhund“ ist ein Königsberger Original! Ein Bernhardiner und eine Pauke, eine sonderbare Kombination – aber kein Phantasieprodukt, der Paukenhund existierte wirklich. Und das kam so.


Der Königsberger Paukenhund © Leihgabe Museum Stadt Königsberg

1866 besiegten die Preußen in der berühmten Schlacht von Königgrätz die Österreicher und gewannen die Vorherrschaft in Deutschland. Ein ostpreußisches Regiment aus Königsberg gewann dabei aber noch mehr: Es erbeutete einen Paukenwagen der Österreicher, der beim triumphalen Einzug in Königsberg derart gefiel, dass der marschierende Paukenhund zur Institution wurde. Jahrzehntelang war er fest im Etat des Regiments verbucht. Das „Regiment Hund“ mit seinem tierischen Musikkapellengehilfen war einzigartig in Preußen. Hund und Ersatzhund hatten typisch österreichische Namen (Türkenkriege!): „Sultan“ und „Pascha“. In beide Weltkriege zog der Paukenhund mit. Nur den Einsparungen des Versailler Vertrages fiel die Tradition zeitweise zum Opfer.

Beliebtes Photomotiv: Der Bernhardiner ist im Zustand der Faulheit besonders photogen © Bildarchiv Ostpreußen, Sammlung Koschwitz

Immer wieder erregte der Paukenhund Aufsehen bei Paraden oder Märschen durch die Stadt. Es wird berichtet, die Hündinnen hätten Spalier gestanden, wenn der Bernhardiner Sultan vorbeimarschierte. Königsberg war ja auch Garnisonsstadt und stolz darauf. Jene Freude am Militärischen haben uns zwei Weltkriege spürbar ausgetrieben. Aber damals gehörte das Militär zum Alltag: die Kameradschaft der Soldaten, die Geselligkeit der Kriegsvereine und nicht zuletzt die Marschmusik gaben dem Militarismus ein menschliches Antlitz. Wie leicht täuschen nicht jene unverwechselbar immermüden, süßen Bernhardiner-Augen über den blutigen Ursprung der Beute hinweg…

Die Plastik des Paukenhundes in Nahaufnahme © Ostpreußisches Landesmuseum

Auch uns berührt die Plastik. Es handelt es sich um ein solide gearbeitetes Stück, klein, nur 15 cm hoch. Der leicht seitlich gewendete Blick und die vorgestreckten Beine bringen Bewegung in die stehende Figur, fein sind die Details wie die Haare, das Zuggeschirr oder die Schelle auf dem Wagen (die kleine Pauke lässt sich übrigens bedienen: ein dünner hohler Ton.) Die genaue Datierung ist unklar, wahrscheinlich um 1900. Auf dem Sockel steht eine Widmung. Es handelt sich vermutlich um ein Geschenk zum Abschied für einen ausscheidenden Kameraden. Ein schönes Geschenk.

Widmung „Zur Erinnerung an das Inf. Reg. Herzog Karl v. Mecklenburg-Strelitz (6. Ostpr.) No. 43“ auf dem Sockel © Ostpreußisches Landesmuseum

In Kaliningrad jedenfalls steht heute eine eigene Statue des Paukenhundes mit Wagen in voller Lebensgröße. Sie wurde 2014 aufgestellt. Sonderbar, in Deutschland wird die Kaiserzeit derzeit ja eher entsorgt als gepflegt. Ein Beweis mehr dafür, dass die Geschichte der Paukenhunde einfach zu schön für kleinliche Einwände ist und dass sie auch kulturübergreifend bis heute fasziniert!

Von Dr. Tim Kunze
Kurator der Immanuel Kant Abteilung am Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung