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Das Ostpreußische Landesmuseum feierte Geburtstag

25 Jahre OL – ein Rück- und Ausblick mit viel Lob und rosigen Aussichten für die Zukunft

Rosige Aussichten in Zeiten des „Kulturinfarktes“? Ja! Zumindest was die ambitionierten Um- und Neubau-Pläne des OL anbelangt. Durch die Feierlichkeiten zum Jubiläum, bei welchem das Museum mit viel Lob von allen Seiten bedacht wurde, hat sich die Aufbruchsstimmung gefestigt und nicht nur die gesamte Mannschaft des Museum freut sich auf das, was bald kommen mag, sondern auch all die Gäste. Die Weichen sind gestellt, Erweiterung und Modernisierung des Museums rücken in greifbare Nähe.

25-Jahre Ostpreußisches Landesmuseum
25 Jahre Ostpreußisches Landesmuseum

Aber der Reihe nach. Am Samstag, den 14 Juli, wurde im Lüneburger Rathaus gefeiert. Das Ostpreußische Landesmuseum hatte aus Anlass seines 25jährigen Jubiläums geladen und viele, viele kamen. Mit fast 250 Personen war der mit mittelalterlichen Malereien prächtig ausstaffierte Fürstensaal bis auf den letzten Platz gefüllt, darunter viel Prominenz: Der niedersächsische Kultusminister Dr. Bernd Althusmann war ebenso unter den geladenen Gästen wie mehrere Abgeordnete des Deutschen Bundestags und des niedersächsischen Landtags, Ratsmitglieder und Bürgermeister der Hansestadt. Ebenso wenig fehlten Kulturschaffende wie der Schriftsteller Arno Surminski oder der Architekt und Autor Christian Papendieck. Viele Lüneburger feierten „ihr“ Landesmuseum, aber auch das polnische Generalskonsulat erwies dem Museum die Ehre. Selbstverständlich gehörten zu den Gästen auch zahlreiche Ostpreußen mit Vertretern aus Stiftungen und Vereinen sowie Vertreter der Deutschbalten – schließlich entsteht mit dem Umbau des Museums auch eine deutschbaltische Abteilung.

Ein Streichertrio eröffnete den Festakt mit Antonin Dvorak, Terzetto für 2 Violinen und Viola 75a

Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge eröffnete die Reihe der Grußworte. Er betonte die Bedeutung des Museums als wichtigen Bestandteil der städtischen Museumslandschaft, wies auf seine überregionale Bedeutung hin und bedankte sich für die vielen für die Stadt wertvollen Museumsaktivitäten wie etwa die aktuelle Hanse-Ausstellung. Zugleich verschwieg er nicht den schwierigen Start ebenso wenig wie seine persönliche damalige Skepsis, als er 1987 während der Eröffnungsfeier unter den Gegendemonstranten stand. Inzwischen sei für ihn allerdings, so hob er unter lautstarken Beifall hervor, dieses schwierige Anfangskapitel abgeschlossen und nunmehr nach vorne zu schauen.

Zu Gast im Fürstensaal v.l.: Wilhelm von Gottberg, Dr.Berggreen-Merkel, Ulrich Mädge, Dr. Josef Lange, Dr. Joachim Mähnert

Frau Dr. Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), hob hervor, dass das Museum in Lüneburg das Einzige sei, welches „die reiche Kultur und über siebenhundertjährige Geschichte der historischen Region Ostpreußen in Gänze bewahrt, erforscht und einer breiten Öffentlichkeit im In- und Ausland vermittelt.“ Zugleich erinnerte sie daran, dass „die deutsche Siedlungs- und Kulturgeschichte im nordöstlichen und östlichen Europa Teil des geschichtlichen Erbes aller Deutschen, unabhängig ihrer Herkunft“ sei. Europa sei eine Wertegemeinschaft, und das Erinnern an diese gemeinsame kulturhistorische Wurzel sei eine wichtige Legitimation dieses modernen Museums mit seinen zahlreichen Partnern aus Deutschland, aber eben auch aus Litauen, Polen und Russland.

Dr. Berggreen-Merkel betonte, dass die Pflege der Erinnerung im Museum wichtig sei, denn „es wird eine Zeit kommen, nicht all zu fern, wo die letzten, die die Zeit noch persönlich erlebten haben (…) nicht mehr unter uns sein werden.“ Für diese Zeit bedürfe es anderer Zeugen – das Ostpreußische Landesmuseum werde diese Aufgabe übernehmen.

Staatssekretär Dr. Josef Lange vertrat das Land. Er wies darauf hin, dass Niedersachsen neben Bayern den größten Teil der Flüchtlinge und Vertriebenen aufnahm; ihr Bevölkerungsanteil lag damals immerhin bei knapp 30 Prozent. Entsprechend sah er die Bedeutung des Museums auch in der Anerkennung der beeindruckenden Leistung, welche die Heimatvertriebenen beim Wiederaufbau der Bundesrepublik erbracht haben. Er lobte das Haus als ein weithin anerkanntes Museum und als Ort der Versöhnung.

BKM Referatsleiter Dr. Thomas Lindner mit dem Schriftsteller Arno Surminski

Museumsdirektor Dr. Joachim Mähnert wies auf die erfolgreiche Arbeit der letzten 25 Jahre hin: Über 130 Wechselausstellungen, eine nahezu ähnlich hohe Zahl von Leihausstellungen, präsentiert im In- und Ausland sowie hunderte von Lesungen, Konzerten und Studienreisen. Mähnert bedankte sich bei den Zuwendungsgebern Bund und Land sowie bei seiner hoch motivierten, kompetenten Mannschaft, zu der neben den Angestellten immerhin auch 50 aktive Ehrenamtliche zählen.
Übrigens, wer eine Übersicht der letzten 133 Ausstellungen sehen will, der muss sich nur mal die Außenfront des Museums anschauen. Beeindruckend.

Dr. Eckert führte im Anschluss an den Empang im Rathaus durch die Ausstellung „Vertraute Ferne. Kommunikation und Mobilität im Hanseraum“ im Museum

Immerhin noch etwa 100 Besucher waren vom Rathaus ins Museum gekommen, um zwischen verschiedenen Angeboten zu wählen – etwa ein Rückblick, nicht nur der letzten 25 Jahre, durch den langjährigen Kustos Dr. Jörn Barfod oder einen Ausblick auf die anstehende Erweiterung mit Direktor Dr. Joachim Mähnert. Es gab Gelegenheit, den neuen Historiker für die deutschbaltische Abteilung und dem Modul „Integration der Vertriebenen“, Herrn Dr. Eike Eckert, kennenzulernen, der durch die aktuelle Sonderausstellung zur historischen Hanse führte oder mit Dr. Christoph Hinkelmann eine Führung durch die Dauerausstellung mitzumachen, bevor diese in den kommenden zwei Jahren komplett umgebaut werden wird.

Rückblick auf die Anfänge des Ostpreußischen Landesmuseum - Dr. Barfod erinnerte auch an das 1958 entstandene Ostpreußische Jagdmuseum im Lüneburger Alten Kaufhaus am Alten Kran

25 Jahre erfolgreiche Arbeit des Ostpreußischen Landesmuseums waren Anlass genug für diese würdige wie fröhliche Feier, die sichtlich den vielen Anwesenden Spaß machte. Von den Schwierigkeiten des Anfangs, die in manchen Reden anklangen, ist kaum mehr etwas geblieben. Heute ist das Museum eine nicht nur in der Region für seine professionelle Arbeit anerkannte und geschätzte Einrichtung, dessen umfangreiches Ausstellungs- und Begleitprogramm längst auch Besucher zu begeistern versteht, die keine gebürtigen Ostpreußen sind. Seine national wie international wichtige Aufgabe ist unumstritten, und sein guter Ruf bei den Kultureinrichtungen in den heutigen Ländern des historischen Ostpreußens spricht für sich.

Kinder im Sternenzelt im Ostpreußischen Landesmuseum

In den Worten des Museumsdirektors klang das so: „Museen sind heute quicklebendige Orte, in denen Menschen zueinander kommen, schöne Momente der Besinnung und Untererhaltung erleben, Überraschendes erfahren und neugierig werden auf eine Vertiefung der gezeigten Themen. Auch das Ostpreußische Landesmuseum ist so ein lebendiger Ort, in denen z.B. Kinder mit Begeisterung ihren Geburtstag feiern und unsere Museumsräume mit ihrem fröhlichen Lachen erfüllen. Und wenn diejenigen, die noch eigene, persönliche Erinnerungen an das wunderbare und legendenerfüllte Ostpreußen mitbringen, wenn diese Jüngsten der Erlebnisgeneration heute über 70 Jahre alt sind, dann wissen sie, dass ihre Erinnerungen nicht verloren gehen, sondern bei uns im Museum weiterleben können und werden.“