Von Jan Rüttinger
Ein Projekt mit dem Stadtmuseum in Goldap (Gołdap) führte unseren Archivar Moritz Dittmann und unseren Kustos und Kunsthistoriker Jan Rüttinger in die hinterste Ecke des heutigen Polens bzw. früheren Ostpreußens. Sie transportierten Kunstwerke der bekannten Textilkünstlerin Anneliese Konrat-Stalschus aus unserer Sammlung nach Goldap, dem ostpreußischen Geburtsort der Künstlerin. Das Ostpreußische Landesmuseum hatte die beeindruckenden Werke der Texilkünstlerin 2020/21 in einer großen Sonderausstellung Lüneburg präsentiert. Da während der Ausstellungslaufzeit das Museum coronabedingt zeitweise geschlossen war, gibt es eine virtuelle Führung durch die Präsentation. Nun sind die Arbeiten der Künstlerin von Juni bis Oktober 2023 in ihrer Geburtsstadt zu sehen.
Auf dieser über 1.100 km langen Strecke lernten beide die weite west- und ostpreußische Landschaft kennen. Zahlreiche Baustellen auf dem Weg zeigen die Anstrengungen Polens, seine Verkehrsinfrastruktur zu verbessern und Masuren besser erreichbar zu machen. Jeder, der schon länger regelmäßig nach Ostpreußen fährt, weiß, wieviel sich diesbezüglich in den letzten Jahren bereits getan hat…
Sie erreichten Sensburg (Mrągowo) und über kleine verschlungene Straßen schließlich Goldap. Viele Storchennester vor allem zwischen Angerburg (Węgorzewo) und Goldap begleiteten ihren Weg. Durch typische Alleen zwischen den weiten Getreidefeldern erreichten sie die kleine Stadt direkt an der Grenze zum heute russischen Oblast Kaliningrad und nur 65 km von der litauischen Grenze entfernt.
Das Museum ist in zwei Gebäuden der ursprüngliche Kaserne in Goldap untergebracht, eines dient der Dauerausstellung, das andere Wechselausstellungen. Der erste Tag war vor allem durch die Vorbereitung der Kunstwerke und deren Hängung geprägt. In dem kleinen Ausstellungsraum war es gar nicht so einfach, die teilweise sehr großen Textilkunstwerke optimal zu platzieren. Herausgekommen ist eine schöne und auch visuell ansprechende Ausstellung. Eine Führung durch die Stadt und vor allem durch die kleine Dauerausstellung schloss diesen Tag ab.
Am Folgetag wurde die Stadt erkundet: Von der schönen Marienkirche mit ihrem teilweise spätgotischen Inventar zum Wasserturm, der als Cafè und kleines Museum mit Aussichtsplattform ausgebaut wurde. Von dort konnte man die weite Landschaft des Goldaper Landes und der Rominter Heide wahrnehmen. Weiter ging es zum malerisch gelegenen Goldaper See, der teilweise auch zur Oblast Kaliningrad gehört. Von dort ging es am alten Eisenbahnwasserturm vorbei zurück in die Stadt.
Die Eröffnung der Ausstellung am späten Nachmittag war dann der Höhepunkt und Abschluss des Aufenthalts in Masuren. Die Leiterin der örtlichen Bibliothek, zu der das Stadtmuseum gehört, und die zweite Bürgermeisterin begrüßten alle Gäste. Nach einer kleinen Ansprache durch unseren Kustos und einer abschließenden kurzen Einleitung durch Museumsdirektor Janusz Janowski wurde die Ausstellung eröffnet. Vor allem die Goldaper Bevölkerung zeigte reges Interesse an den Kunstwerken und der ehemaligen Goldaper Bewohnerin Anneliese Konrat-Stalschus. Ziel des Kurators ist es auch, den Goldaper Bürgern die unterschiedlichen ehemaligen Persönlichkeiten der Stadt und deren Wirken und Werk vorzustellen.
Vorbei an Rastenburg (Kętrzyn), Allenstein (Olsztyn), Elbing (Elbląg) und Danzig (Gdańsk) führte die Fahrt schließlich in das brandenburgische Gransee. Dort wurde noch eine kleine Schenkung von Werbemarken aufgelesen.
Für diese wunderbare kleine Ausstellung und unsere herzliche Aufnahme in Goldap möchten wir uns bei allen Beteiligten bedanken.