Die Aufregung der letzten Wochen hat sich gelohnt: Mit Freude erwartet und mit Spannung herbeigesehnt, konnten wir am 25. und 26. August unsere Dauerausstellung nach fast vier Jahren der Umbauphase endlich wiedereröffnen. Am 25. August wurde die Eröffnung mit einem feierlichen Festakt in der St. Johannis Kirche mit knapp 900 Gästen aus Wissenschaft, Kultur, Vertriebenenorganisationen und Politik gefeiert. Hochrangige Gäste wie die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Prof. Monika Grütters, und der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Björn Thümler, feierten mit uns und zeigten sich beeindruckt von der Ausstellung.
Bis auf die letzte Minute wurde im Museum gearbeitet und Nachtschichten eingelegt, doch die feierlichen Reden und die Vorfreude in den Gesichtern der geladenen Gäste ließen die mitunter auch anstrengenden letzten Arbeitswochen schnell vergessen. Feierlich, aber auch herzlich, wurde der Festakt in der Johanniskirche begangen. Dabei war es schön zu sehen, mit welcher Vorfreude und Spannung die Gäste die Kirche betraten, von den Kuratoren begrüßt wurden und sich freudig miteinander unterhielten – ein wenig, wie auf einer großen Familienfeier.
Es war aufregend, die Eröffnung unseres Museums gemeinsam mit Ostpreußen, Deutschbalten, Lüneburgern und all jenen zu feiern, die einen Bezug zu Ostpreußen oder den Deutschbalten haben. Die Freude darüber, dass es nun wieder einen Ort in Lüneburg gibt, an dem gemeinsam erinnert, gestaunt, gelernt und Geschichte gelebt werden kann, war spürbar. Gebührend untermalt wurde der Festakt durch KMD Prof. Dr. h.c. Gottlieb Blarr, der auch musikalisch Erinnerungen an Ostpreußen wachrief und den Festakt mit geistlichen Liedern ostpreußischer Komponisten aus verschiedenen Epochen auf der Orgel begleitete.
Voller Lob war Staatsministerin Prof. Grütters, die gemeinsam mit Björn Thümler, vorab einen ersten Eindruck von dem von ihnen geförderten Projekt gewinnen konnte. Prof. Grütters betonte in ihrer Rede, wie schön die Erinnerung an Ostpreußen und das Erbe der Deutschbalten sein kann, wie wichtig es aber auch ist, gemeinsam offen und tolerant für ein friedliches Miteinander einzustehen: „Die Auseinandersetzung mit dem deutschen Kulturerbe in Mittel- und Osteuropa und die Besinnung auf unsere gemeinsame Geschichte können dabei helfen, Krisen und Konflikte besser zu verstehen, in deren Angesicht sich Europa immer wieder neu bewähren muss. Es geht um Themen, die Deutschland und Europa heute mehr denn je beschäftigen: um Fragen des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen und Religionen, um Fragen der wechselseitigen Wahrnehmung und Anerkennung. Das verleiht der Dauerausstellung, die die ostpreußische und deutschbaltische Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart erzählt, zeitloste Aktualität.“
Ein tolles Kompliment machte Staatsministerin Grüters dem Ostpreußischen Landesmuseum, indem sie die Ausstellung mit Ausstellungen in großen Museen verglich. Dies macht uns nicht nur stolz auf die geleistete Arbeit, sondern bestärkt uns auch weiterhin in dem Anspruch, gute Kulturarbeit zu leisten und den Austausch mit unseren Partnerländern und -museen weiter zu intensivieren.
Wie gut die Kontakte und die Dankbarkeit für den interkulturellen Austausch sind, zeigte der Besuch der eigens angereisten BotschafterInnen, ihre Exzellenz Frau Inga Skujina aus Lettland, seine Exzellenz Herr Darius Jonas Semaska aus Litauen und seine Exzellenz Herr Mart Laanemäe aus Estland und der bei ihrer Nennung immer wieder aufbrandende Applaus. Ihr Besuch stand symbolisch für die europäische Idee unseres Hauses. Doch auch die Verbundenheit zu den hier heimisch gewordenen, sehr engagierten MitbürgerInnen, die maßgeblich zur Erinnerung und Bewahrung der Kultur und Objekte beitrugen und beitragen, wurde immer wieder mit starkem Applaus gewürdigt.
Nach dem Festakt wurde das rote Band im Museum feierlich durchschnitten und unsere Ausstellung damit offiziell wiedereröffnet. Bei dem ersten Rundgang begeisterten sich viele BesucherInnen vor allem für die neugeschaffene Deutschbaltische Abteilung und erklärten diese zu ihrer ersten Anlaufstelle in der Ausstellung. Dies zeigt, dass das Interesse am Erbe der Deutschbalten besonders groß ist und wie viele Deutschbalten ihrer (alten) Heimat gedenken und sich darüber freuen, dass diese nun ausführlich in unserer Ausstellung thematisiert wird.
Auch der Sonntag stand ganz im Zeichen der Feierlichkeiten. Endlich öffnete die Dauerausstellung auch für die Öffentlichkeit ihre Türen. Bei Musik von Hans Malte Witte und Giorgio Crobu konnten die Besucher mit Sekt und Wasser auf das wiedereröffnete Museum anstoßen und einen Blick auf die Ausstellung werfen. Es bot sich die Möglichkeit, Objekte zu bestaunen, von den Kuratoren spannende Geschichten über die Exponate zu erfahren oder wie viele kleine Gäste die Ausstellung mit einer Rallye auf eigene Faust zu erkunden. Schön waren die direkten Rückmeldungen der ersten BesucherInnen, die gespannt Medienstationen ausprobierten, Zeitzeugen lauschten und am Stand von Heinrich Lohmann kulinarische Spezialitäten aus Ostpreußen probieren konnten.
Diese positiven Reaktionen motivieren, das Erbe Ostpreußens und der Deutschbalten lebendig zu halten und weiter als Kulturbotschafter tätig zu sein. Wir freuen uns deshalb umso mehr, dass unser Museum nun wieder einen Raum dafür darstellt und besucht werden kann. Stillstand bedeutet das für uns jedoch nicht, denn neben unserer täglichen Kulturarbeit steht ein weiteres tolles Projekt an: Die Erweiterung unseres Hauses um den Kant-Bau im Jahr 2024. Dieser wird sich ganz dem großen Denker der Aufklärung Immanuel Kant widmen und lädt einmal mehr dazu ein, im Ostpreußischen Landesmuseum mit Deutschbaltischer Abteilung zu entdecken, zu erinnern und sich begeistern zu lassen.
Janina Stengel, Praktikantin