Zwar schon ein Weilchen her, aber durchaus lesenswert: Ein Reisebericht von Frauke Opitz
Es ist endlich Herbst, die Feierlichkeiten sind vorüber, die Kerzen heruntergebrannt, die Gäste abgereist. Die Musikanten haben ihre Instrumente eingepackt und im Schloss steht an einem Notenständer ein alter Mann gestützt auf seinen Krückstock. Seiner Haltung und dem leicht geneigten Kopf ist ein stilles Nachdenken anzusehen; mit den Fingern der linken Hand nestelt er behutsam an einer Querflöte, schiebt sie sorgfältig ins Futteral, wendet sich dann jedoch kraftvoll um und verlässt – begleitet vom tack-tack seines Stockes und seinen Hunden – mit etwas eckigem Gang den Raum. Kokolores, Fisematenten, denkt er, er hat anderes zu tun, auch als „Alter Fritz“ muss er immer noch präsent sein. Diese famosen Leute da aus Lüneburg, haben ihm ihre Aufwartung zu seinem 300. Geburtstag gemacht, sie sind lange wieder abgereist. Nette Leute waren das, so kunstbeflissen, das hat ihm, dem „Alten Fritz“ gefallen.
Der „Alte Fritz“? Aah, ich sehe Ihre Augen aufleuchten. Ja, genau, das war der mit den Kartoffeln und den Flötenkonzerten. Friedrich II. oder auch Friedrich der Große. Damit hätten wir das geklärt, denn angeführt von Agata Kern und Dr. Jörn Barfod vom Ostpreußischen Landesmuseum machten wir tatsächlich Stippvisite bei Hofe anlässlich Friedrichs 300. Geburtstag. Vom 24. bis 29. Juli 2012 besuchten wir seiner Majestät Wirkungsstätten, die Schlösser und Profanbauten, die während seiner Herrschaftszeit von 1740 bis zu seinem Tod am 17.8.1786 errichtet wurden, in denen er lebte oder regierte – oder beides tat – und die Ausstellungen anlässlich dieses Ereignisses.
Unsere Reise führt uns an einem Dienstag von Lüneburg nach Rheinsberg, einem Städtchen mit heute gut 8.000 Einwohnern., im Bundesland Brandenburg. Hier verbrachte Friedrich II. (geboren am 24.1.1712) einige Jahre in dem ihm vom Vater Friedrich Wilhelm I. übereigneten Schloss zusammen mit seiner Ehefrau Elisabeth Christine, die er 1733 geheiratet hatte. Diese Jahre sind als glücklich überliefert; das Vater-Sohn-Verhältnis war dagegen nicht als gedeihlich zu bezeichnen. Dieses Verhältnis war durch den gnadenlos strengen Vater, der keinerlei Verständnis für die musischen Ambitionen seines Sohnes hatte, äußerst angespannt.
Die Dramatik dieses Vater-Sohn-Verhältnisses wird uns bei unserem Besuch in Küstrin besonders bewusst.
Rheinsberg ist also unser erstes Ziel, und bevor wir ins Schloss können, gibt uns Herr Dr. Barfod einen Überblick über die Geschichte der St. Laurentius-Kirche. Als ältestes erhaltenes Gebäude der Stadt wurde sie ca. 1250 errichtet.
Im 16. Jh. wurde die alte Kirche komplett nach damaligem Zeitgeschmack in Stil der Renaissance umgestaltet und ausgestattet. Das alles ist fast im Originalzustand erhalten. Eine wichtige Rolle für die Stadt und die Kirche spielte um diese Zeit die Familie von Bredow, die die Gruft als Grabstätte benutzte und in Rheinsberg für ca. 150 Jahre das Sagen hatte.
Ein paar Schritte nur und wir sehen das reizende Schloss Rheinsberg in wunderschöner Lage am Grienericksee. Friedrich Wilhelm I. schenkte das Schloss seinem Sohn Friedrich im Jahr 1734. Später wurde es im Stil des frühen Klassizismus geprägt von Prinz Heinrich von Preußen, dem jüngeren Bruder Friedrich II., literarisch durch Theodor Fontane bekannt gemacht in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ und charmant beschrieben von Kurt Tucholsky; noch heute verzaubert es die Besucher. Neben Raumdekorationen noch aus der Zeit Friedrich II. sehen wir umfangreich restaurierte Räume, die gesamte Anlage mit dem weitläufigen Park vermittelt uns ein heiteres Lebensgefühl und wir können Friedrichs Erinnerungen an diese glückliche Zeit gut nachvollziehen.
Am Abend sehen wir einen Historienfilm von 1933 (Otto Gebühr gibt den Friedrich II.) über die Schlacht von Leuthen gegen das Österreichische Heer im Jahre 1757 während des Siebenjährigen Krieges. Herr Dr. Barfod gibt eine Einführung zum Thema, und es ist uns zu deutlich, dass hier der Krieg, der „große“ Kriegsherr Friedrich zu Propagandazwecken der Machthaber benutzt wird.
Es beginnen am Folgetag zwei wunderbare Tage in Berlin. Das Deutsche Historische Museum lockt mit einer Ausstellung „Friedrich der Große – verehrt, verklärt, verdammt…“ und stellt den König dar, wie ihn seine Nachwelt gesehen, aber auch sein Wirken missbraucht hat.
Leben und Wirken Friedrichs wurde durch die folgenden Jahrhunderte immer wieder Bezugspunkt für die unterschiedlichsten politischen Interessen. Er galt einmal als der aufgeklärte Herrscher, andererseits diente er konservativen Kreisen als Vorbild preußischer Tugenden. Das Kaiserreich idealisierte ihn zum Nationalidol, die Vertreter der Weimarer Republik schätzten an ihm alte Wertvorstellungen und Pflichtgebot und Ordnung, die Propaganda der Nazis verklärte ihn zum großen Sieger der Schlachten. In der neuen politischen Ordnung nach 1945 galt Friedrich dann als Kriegstreiber.
Die Ausstellung dokumentiert das facettenreiche Erinnerungspanorama in dreizehn thematisch gegliederten Abschnitten.
Wir verlassen das Historische Museum nichts ahnend, dass wir bereits erwartet werden. Ein fester Gang wird hörbar, dazu das Tack-Tack eines Krückstockes, und vor uns steht seine Majestät höchstselbst. Welch eine Überraschung, und wie gut er gekleidet ist mit Uniformrock und Weste, die Stiefelhose in den Stulpenstiefeln, auf dem Kopf den Dreispitz, den Schwarzer-Adler-Orden am Revers, und nicht zu vergessen: Degen und Bandeau.
Großzügig hat Majestät seine Regierungsgeschäfte für uns ruhen lassen, und Friedrich II, der Preußenkönig (Widersacher behaupten, in Friedrichs Kleidern stecke der Schauspieler Olaf Kappelt, aber wir lassen uns ja nicht ins Bockshorn jagen…) führt uns durch seine alte Stadt, in der er viele Spuren hinterlassen hat. Prachtvolle Palais, beachtliche Bürgerhäuser zeugen von der Baugeschichte, wir machen eine Zeitreise, in der der König nicht vergisst, hier eine Anekdote zu erzählen und mit einem Augenzwinkern ihren Wahrheitsgehalt zu bestätigen, dort auf bedeutende Menschen seiner Zeit hinzuweisen oder ein Geheimnis auszuplaudern, das dann wohl doch keines war, weil wir es schon seit mehr als 200 Jahren kannten.
Wir flanieren mit seiner Majestät und lassen uns zeigen, was von alter Preußenherrschaft noch vorhanden ist. Dabei ist sein Tempo trotz Krückstock beachtlich bei seinem Alter…
Schloss Schönhausen ist unser letztes Ziel an diesem Tag.
1740 schenkte Friedrich II. das Anwesen seiner Gemahlin Elisabeth Christine, die es bis zu ihrem Tode 1797 bewohnte; allein, jedoch pflichtgemäß ihre Obliegenheiten als Königin warnehmend.
Erlauben Sie mir dazu eine sehr eigene Anmerkung: Friedrich lebte und regierte in Berlin und Potsdam. Es ist glaubhaft überliefert (dazu gibt auch Theodor Fontane ein Beispiel in seinen Aufzeichnungen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg), dass der König ein Fachmann auf allen Gebieten war, fast alles wusste und das auch besonders bei seinen Fahrten über Land reichlich kund tat. Nur da? Eigentlich steckte er seine Nase überall hinein, wusste meist alles besser und nervte seine Leute erheblich. Ob er es privat anders hielt? Ob er in die eigenen Angelegenheiten seiner Frau, in ihr Leben auch mit Besserwisserei eingriff? Weiß man das? Für den Fall bringe ich für Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern einiges Verständnis auf, wenn sie sich ihrem königlichen Gatten entzog.
Excuses-moi Majestät, mehr als 200 Jahre nach Ihrem Ableben komme ich auf einen solchen Gedanken. Die Welt dreht sich weiter.
Das Schloss hat den II. Weltkrieg unversehrt überstanden. In weiten Teilen erhalten sind die Raumausstattungen des späten 17. und des 18. Jahrhunderts, der schöne Festsaal und das doppelläufige Treppenhaus. Dieses auch heute noch bedeutende Zeugnis friderizianisch-barocker Architektur wurde im Nationalsozialismus als Depot für die sogenannte „Entartete Kunst“ genutzt, der DDR diente es als Sitz des Präsidenten, später als Gästehaus und 1990 dem Außenministertreffen der „Zwei-plus-Vier-Gespräche“ zur Wiederherstellung der deutschen Einheit.
Am 3. Reisetag fahren wir nach Küstrin, heute polnisch Kostrzyn
Im Jahre 1536 beginnt dort der Bruder des Kurfürsten von Brandenburg Joachim Hektor den Bau der Festung am Zusammenfluss von Oder und Warthe. Morastige Wiesen auf der Landseite machen den Bau zu einer schwer einnehmbaren „Sumpffestung“.
Eines lässt uns auch heute noch schaudern: Friedrich Wilhelm I., der Soldatenkönig, ließ nach der gemeinsamen Flucht Friedrichs und des Freundes Hermann von Katte vor Friedrichs Augen in der Festung Küstrin den Scharfrichter seinen blutigen Auftrag verrichten und den Freund hinrichten. Friedrich selbst wird zu lebenslänglicher Festungshaft verurteilt. Die Festung Küstrin wird sein Gefängnis.
Das alles war nicht gerade förderlich für eine liebevolle Vater-Sohn-Beziehungen, nicht wahr? Friedrich wurde zunächst ebenfalls zum Tode verurteilt, dann jedoch begnadigt, weil das Gericht sich außer Stande sah, gegen den Thronfolger ein solches Urteil zu fällen, er wurde aus der Armee ausgestoßen und absolvierte in Küstrin eine „Lehre“ als Verwaltungsbeamter und konnte damit sich die Kenntnisse erwerben, die ihn als Regierungsschef später in die Lage versetzten, sein Land so gut zu verwalten.
Von Städtchen und Festung hat der II. Weltkrieg nur Trümmern hinterlassen. Wir gehen auf den alten Straßenzügen, sehen noch Bordsteine und in den Trümmern, die von Kraut und Strauch längst erobert sind, gelegentlich weisen ein paar Stufen auf einen Hauseingang.
Mittagspause! In einem Gasthaus in der Nähe wird uns ein kleines Mittagessen mit einer Polnischen Spezialität serviert. Es gibt eine schmackhafte Suppe, deren einer Bestandteil vergorenes Roggenschrot ist, also Sauerteig.
Die Rückfahrt nach Berlin führt uns auch durch das Oderbruch, unter anderem nach Letschien.
Größtenteils in der Regierungszeit Friedrich II. wird im 18. Jahrhundert die Oder begradigt, das Feuchtgebiet trockengelegt und eingedeicht. In Letschien errichtete man 1905 als Dank für die Trockenlegung der oft überschwemmten Gebiete Friedrich zu Ehren ein Denkmal.
Ausführlich beschreibt Fontane in seinen Aufzeichnungen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ die Anstrengungen, das Oderbruch trocken zu legen und nutzbar zu machen.
1841 erkrankte Fontane an Typhus und konnte sich aber bei seinen in Letschin wohnenden Eltern von der Krankheit erholen.
Nach der Trockenlegung wurden 40 Dörfer neugegründet, und Friedrich lud Bauern und Handwerker auch aus dem europäischen Ausland ein, das Land zu besiedeln. Religionsfreiheit, weitreichende Steuerbefreiung und die langjährige Befreiung vom Militärdienst machten die Besiedelung erfolgreich.
Ein typisches Kolonistendorf ist Neulietzegöricke, 1753 gegründet wurde dieses Dorf als langes Straßendorf angelegt. Neulietzegöricke als Dorfanlage steht als ältestes Kolonistendorf im Oderbruch unter Denkmalschutz. Wir besichtigen die schöne Dorfkirche mit ihrer Ausstattung aus dem Jahre 1840, die in den letzten beiden Jahren besonders durch emsiges Tun der Dorfbewohner restauriert wurde und das Schmuckstück des Dorfes ist – neben den Fachwerk- und Wohnhäusern sowie der Gaststätte „Zum Feuchten Willi“.
Am anderen Morgen ist Freizeit. Jeder kann seine eigenen Wege gehen oder einfach nur ausruhen.
Auch in der Königlichen Porzellan Manufaktur, die wir am Nachmittag besuchen, ist der Themenschwerpunkt der Ausstellung der König. Einzigartige Porzellankreationen, modernes Design und wunderbare alte Stücke kunstvoller Handwerksarbeit und Malerei, Meisterstücke der Porzellankultur, sind versehen mit dem königsblauen Zepter. Friedrich II gab 1763 der Manufaktur Namen und Zeichen.
Im der Manufaktur und Ausstellung angeschlossenen Cafe werden uns in feinstem Porzellan beste Kuchen und Kaffee serviert. Ein Genuss.
Wir fahren weiter nach Potsdam und haben noch einmal einen schönen Filmabend. 1936 spielte Otto Gebühr die Rolle Friedrichs des Großen, und die Älteren unter uns sind erfreut über Lil Dagover als Madame Pompadour, Käthe Haack als Kaiserin Maria Theresia und Paul Dahlke als Feldmarschall von Dessau. Alles in allem ein schöner Tagesausklang.
Die Sonderausstellung „Friderisiko“ im Neuen Palais in Potsdam steht am Samstag, unserem 5. Reisetag auf dem Programm.
Dieses Neue Palais, in bestem Erhaltungszustand, ist der prächtigste Schlossbau des Königs und des 18. Jahrhunderts. Friedrich ließ es nach dem Siebenjährigen Krieg zwischen 1763 und 1769 erbauen zu seinem persönlichen Ruhm und als Denkmal seines militärischen Triumphes.
Friedrich II. war ein risikofreudiger Mensch, und das soll in der Bezeichnung für diese Ausstellung auch zum Ausdruck kommen.
Aufwendig sind Räume, Säle und Kabinette restauriert worden; viele Räume waren bisher unbekannt und sind nun zugänglich. Das Interieur ist kostbar und vielfältig, die Ausstattung der Appartements fürstlich und lässt uns staunen über die Schönheiten dieses Bauwerks;
wir können uns eine Vorstellung machen von Friedrichs kulturellen Ideen und seinem Willen, seine Größe auch mit diesem Bauwerk äußerlich für alle sichtbar zu machen. Die Atmosphäre des barocken Schlosstheaters betört noch heute. In unserer Phantasie stellen wir Schauspieler und Musikanten auf die Bühne, der König hat seinen Platz eingenommen und die Vorstellung beginnt.
Friedrich selbst hat im Palais nicht gewohnt, aber große Festlichkeiten gegeben und meist dienten die Appartements als Wohnung für illustre Gäste.
Am Nachmittag dieses Tages dann Schloss Sanscouci – ohne Sorge -, so konnte der Alte Fritz leben und ausspannen in schwierigen Zeiten. Hierhin zog es ihn, mit seinen Hunden natürlich. Sansouci war sein liebster Aufenthaltsort, sein Refugium. Wir betreten das Schloss, nachdem wir zunächst die Arkaden sehen, die an die Gestaltung des Petersplatzes in Rom erinnern. Innen überwältigend die Schönheiten des friderizianischen Rokkoko, des Konzertzimmers und all der Zimmer und Flure, die wir durchschreiten.
Dieses Schloss, gelegen auf den Weinbergterrassen, beherbergt die Raumausstattungen dem 18. Jahrhunderts noch im Original, und wir bewundern auch die eleganten Möbel, die wunderschönen Stuckarbeiten und die Farbigkeit der Wandmalereien. Der Ausblick in den Park verführt zu Träumen, in denen mit einiger Phantasie man Friedrich, schon leicht altersgebeugt, mit seinen Windspielen, seinen geliebten Hunden ein wenig lustwandeln sieht.
Anschließend spazieren wir selbst ausgiebig durch den Garten von Sanssouci. Es kennt wohl jeder von Fotografien den Blick über die Terrassen hinauf zum Schloss und umgekehrt. Es ist ein Spaziergang in einer Welt, in der der Alltag ausgeschlossen scheint. Blumenrabatten und Arkaden, weite Rasenflächen, der Blick zum Chinesischen Teehaus, das nach einer von Friedrich II. ausgewählten Kupferstichvorlage erbaut wurde, Lennés landschaftliche sowie der Sizialianische und der Nordische Garten sind nur ein Teil dieses schönen und bezaubernden Parks.
Hier in diesem Park wollte der König in einer Gruft auf der obersten Terrasse beigesetzt werden, jedoch ließ sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm II., den Sarg nach Potsdam in die Garnisonskirche bringen, wo Friedrich neben seinem Vater Friedrich Wilhelm I beigesetzt wurde. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Sarg Friedrich II. – nach vielen Umwegen während der Kriegs- und Folgejahre – seinem Wunsch entsprechend in Sanssouci beigesetzt, die schlichte Grabplatte immer geschmückt mit Blumen und: Kartoffeln.
Bevor es am Sonntag um die Mittagszeit zurückgeht nach Lüneburg machen wir noch Visite im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zur Ausstellung „König & Kartoffel, Friedrich der Große und die preußischen Tartuffoli“
Hier wird die Legende noch einmal herausgestellt, dass Friedrich II. Kartoffeln hat anpflanzen lassen, die von Soldaten bewacht wurden, um der Bevölkerung diese Feldfrüchte zur Beseitigung der Hungersnöte nach vielen Missernten schmackhaft zu machen. Die neugierig gewordene Landbevölkerung stahl nächtens Kartoffeln von den Feldern. Und die Soldaten? Sie waren nur Staffage und angewiesen, unbedingt wegzuschauen und den Diebstahl dadurch zu fördern. Eine Legende eben, übernommen aus Frankreich, wo tatsächlich ein kluger Mann sich dieser Liste bediente, um den hungernden Menschen die Kartoffel schmackhaft zu machen.
Die Ausstellung klärt auf über die Entwicklungsgeschichte der Kartoffel, ihren Anbau, die traditionellen Anbaumethoden, die Veränderungen in den Agrarstrukturen und die Kartoffel als Grundnahrungsmittel. Im Alltag wandelte sich die Ernährung der Menschen im 18. und 19. Jh. grundlegend.
Bilder, Küchengeräte, landwirtschaftliche Geräte, Fach- und Kochbücher, historische Kartoffelrezepte geben einen weiten Einblick in die Geschichte der Kartoffel.
Nun aber merci für Ihre Geduld und adieu Majestät; mon Dieu, was haben Sie alles geleistet, untertänigste Bewunderung und grüßen Sie bitte bei Gelegenheit Monsieur Voltaire. Sie fragen nach den Kartoffeln? Ob wir sie kennen? Seien Sie versichert, Majestät, bei uns im Lüneburger Land, in der gleichnamigen Heide und im Wendland sichern sie nicht nur die Versorgung der guten Leute mit Nahrung, sondern auch das Einkommen der Kartoffelbauern. Wir werden Euer Majestät in guter Erinnerung behalten.
Aber nun müssen wir wieder nach Hause, und wir verabschieden uns von Berlin und Brandenburg und fahren nach Lüneburg zurück. Es waren anstrengende, aber wunderbare Tage.