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Eine Vernissage der besonderen Art

Versöhnung ist und bleibt ein großes Wort – im Großen wie im Kleinen. Und daher ist es kein Zufall, dass das Ostpreußische Landesmuseum dieses Thema in der neuen Sonderausstellung, dessen feierliche Eröffnung am vergangenen Freitag, den 23. März 2012, stattfand, aufgriff.

„Versöhnender Schmerz. Deutsch-Russische Erinnerungen an den Exodus der Ostpreußen in Werken von Elena Steinke und Erhard Kalina“ lautet der Titel – und er hält, was er verspricht.

Versöhnen hat oft mit Erinnern zu tun. Ohne Erinnerung sind ein Verarbeiten und ein Verzeihen kaum möglich. 2011 haben sich ein deutscher Künstler und eine russische Künstlerin erinnert. Vorher haben sie zugehört und den schmerzlichen Inhalt eigener Familienerinnerungen künstlerisch umgesetzt. Die Kunstwerke der Ausstellung thematisieren Tragödien, die Menschen damals in Ostpreußen erlebt haben, die sich aber bis heute in vergleichbarer Art und Weise auf der Welt abspielen.

Dr. Barfod, Kurator der Ausstellung, und Elena Steinke sprechen über das "Wiegenlied im Eis"

Aber die Ausstellung heißt nicht ohne Grund „Versöhnender Schmerz“. Fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs und über 20 Jahre nach Überwindung des „Eisernen Vorhangs“ dient ein Erinnern an schreckliche, aber gemeinsame Erfahrungen nicht mehr der Spaltung und Verletzung, sondern dem Verarbeiten und Versöhnen und zum Aufbau guter nachbarschaftlicher Beziehungen. Auf diesen Gedanken und die damit verbundenen Schwierigkeiten ging der Direktor des Museums, Dr. Mähnert, in seiner Begrüßungsrede ein. Gemeinsames Erinnern und Versöhnen ist noch keine Selbstverständlichkeit, wie die Schwierigkeiten der „Stiftung Flucht, Vertreibung Versöhnung“ zeigen.

Besucher der Vernissage beim Betrachten des Zyklus`von Erhard Kalina

Im Anschluss an die zum Nachdenken anregenden Worte des Direktors, führte der Kurator Dr. Jörn Barfod kenntnisreich in die Ausstellung ein. Die Künstler befassen sich auf jeweils ganz eigene Weise und mit unterschiedlichen Techniken mit dem Thema. Kalinas Werke bilden einen Zyklus in geschlossener Form ab – von der Flucht und Vertreibung bis hin zur Ankunft und des langwierigen Prozesses des Wiederaufbaus in einem neuen Leben. Steinkes Werke hingegen zeigen eindrucksvolle Einzelmotive. die neben dem Leid der Vertreibung zusätzlich den „Roten Terror“ des Stalinismus widerspiegeln.

Elena Steinke und Erhard Kalina

Der Abend endete mit einer beeindruckenden Vernissage, bei der die Besucher die Gelegenheit nutzten mit den anwesenden Künstlern ins Gespräch zu kommen, um mehr über die Hintergründe der Werke zu erfahren. Besonderes Interesse weckte zudem ein Bild, welches im Mittelpunkt einer besonderen Spendenaktion steht, die das Museum in Zusammenarbeit mit Elena Steinke veranstaltet und die dem Hilfsprojekt „Jablonka“ für Straßenkinder in Kaliningrad/Königsberg zugute kommen soll. Die Ausstellung ist noch bis zum 23. September 2012 im Ostpreußischen Landesmuseum zu sehen.

Elena Steinke: Sehnsucht. Die Malerin, selbst in Jablonka geboren, wird dieses, eigens für die Spendenaktion angefertigte Bild, stiften und im Anschluss der Ausstellung zur Versteigerung anbieten