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Brauerei Ostmark

Außenansicht des Sudhauses der Brauerei Ostmark

Ein neues Fundstück aus dem Archiv gibt einen interessanten Einblick in die lebhafte Geschichte des ostpreußischen Brauereiwesens. Dabei handelt es sich um ein Fotoalbum, das eindrucksvolle und großformatige Aufnahmen der „Brauerei Ostmark“ zeigt. Es erschien zunächst zum 25jährigen Firmenjubiläum 1935m zeigt aber auch Aufnahmen späterer Jahre.

Deckblatt eines Fotoalbums der Brauerei Ostmark 1935
Deckblatt des Fotoalbums der Brauerei Ostmark, © Ostpreußisches Landesmuseum

Brauerei Ostmark

Diese wurde 1910, also vor 115 Jahren, im nordöstlichen Königsberger Stadtteil Devau als Aktiengesellschaft gegründet. Hervorgegangen war sie aus der schon seit 1814 bestehenden „Königsberger Brauerei“, deren Name aber parallel weiterverwendet wurde. Als eine der größten Bierproduzenten Königsbergs (der größte war die ebenfalls in Königsberg gelegene „Brauerei Ponarth“) bot die Brauerei Ostmark verschiedene Sorten von Hell- und Dunkelbieren an und war weit über die Grenzen Ostpreußens bekannt. Spätestens ab den 1930er Jahren bezeichnete sie sich als größte Genossenschaftsbrauerei Ostdeutschlands.

Ein besonderes Augenmerk legten die Ostmark-Bierbrauer dabei auf die Qualität, was ihre Biere zu einer kulinarischen Delikatesse werden ließ. So wurden auf dem Werksgelände zwei Brunnen angelegt, um die Reinheit des Wassers zu garantieren. Darüber hinaus genügten die modernen elektrischen Anlagen höchsten technischen Ansprüchen. Wasser für die Herstellung von Eis, das für das Brauen des untergärigen Bieres benötigt wurde, konnte aus einem auf dem Werksgelände angelegten Teich entnommen werden.

Das Marketing der Brauerei

Auch in Bezug auf das Marketing zeigte sich die Brauerei einfallsreich, indem sie sich mit aufsehenerregenden Ständen auf verschiedenen Messen präsentierte, etwa der berühmten Deutschen Ostmesse in Königsberg. Hier konnten sich die Gäste der Messe in der angenehmen Atmosphäre des „Spezial-Ausschanks“ ausgiebig von der Qualität des Bieres überzeugen.

Der Brauereiname „Ostmark“ war natürlich selbst bereits dem Marketing geschuldet: Um die Jahrhundertwende waren historische Romane und Erzählungen beliebt, in der Regel mit ausgeprägt nationalistischem Duktus, welche von den Kämpfen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ostpreußens erzählten. Die Marke griff diese Narrative auf, denn natürlich tranken in diesen Geschichten die früheren deutschen Bewohner der „Ostmark Preußens“ gerne Bier, und zeittypisch wurden sie in den Büchern als tapfere und edelmütige, starke und gut aussehende Helden geschildert – eine nationalistische Romantisierung, die damals aber ähnlich erfolgreich war wie später der zigarettenrauchende „Marlboro-Mann“ als harter Cowboy. In Posen (heute das polnische Poznań) entstand zudem 1894 der antipolnische und antisemitische „Deutsche Ostmarkenverein„, der sich für die Germanisierung der überwiegend von Polen bewohnten Region einsetzte und über zahlreiche Ableger auch in Ost- und Westpreußen verfügte.

Nach 1945

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei unter dem Namen „Kaliningradskij Piwsawod“ weiter betrieben. Nach Zerfall der Sowjetunion, als die Erinnerung an die deutsche Geschichte wieder zulässig war und viele heimatvertriebene Touristen nach Kaliningrad strömten, wechselten mehrere Eigentümer, die nun ihr Bier „Piwowarnja Ostmark“ (Brauerei Ostmark) nannten, der in kyrillischen und lateinischen Buchstaben auf den Etiketten stand; die Rezepturen waren angeblich auch original aus alter Zeit. Im Jahr 2005 übernahm die Heineken Gruppe die ehemalige Brauerei Ostmark, betrieb sie bis 2017 und ließ sie dann mit der Begründung eines stetig sinkenden russischen Bierabsatzes endgültig schließen.

Nebeneinander gestellt, lassen die obigen Bilder die großen Ähnlichkeiten zwischen dem alten Sudhaus der Brauerei Ostmark und dem mehr oder weniger zeitgleich entstandenen Sudhaus der früheren Kronen-Brauerei erkennen, das heute zu unserem Lüneburger Brauereimuseum gehört.