Aus Ostpreußen sind nicht sehr viele ältere Bekleidungsformen erhalten geblieben. Gegen 1900 versuchten verschiedene Vereine auf dem Land, oft von Lehrern initiiert, aus vorhandenen Resten die letzte Trachtenform zu erhalten und zu festlichen Angelegenheiten zu präsentieren. Dabei wurden Tanzgruppen gebildet und entsprechend ausgestattet mit alten oder nach alten Vorbildern neu geschneiderten Trachtenteilen. Auf diesem Weg rette man in einigen Gegenden alte Textilien und das Erscheinungsbild der Tracht, wie sie bis Anfang oder Mitte des 19. Jahrhunderts noch in Gebrauch gewesen war.
Das Ermland als katholisch geprägte Region mitten im evangelischen Ostpreußen hatte aufgrund seiner eigenen kulturellen Prägung länger traditionelle Bekleidungsformen behalten. Zu der Sonntags- und Festtracht der Frauen vor allem auf dem Land gehörte im frühen 19. Jahrhundert eine besonders aufwendig gearbeitete Haube mit gold- oder silberfarbenen Faden und langen seidenen Bändern. Später galt sie als eines der bekanntesten Trachtenteile Ostpreußens überhaupt und wurde seit um 1900 wieder getragen und nachgearbeitet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Tradition im Westen weiter gepflegt.